Flugs legt Doris Uhlich ein paar fette Platten auf.

Foto: Andrea Salzmann

Ein Mann und eine Frau tanzen. Beide halbnackt. Um sie herum hängt tropisches Grünzeug, eine Frauenstimme säuselt "oh yeah". Spätestens an dieser Stelle glaubt man, eh schon alles zu wissen.

Aber das stimmt nicht ganz. Natürlich deutet Marco Berrettinis und Marie-Caroline Hominals Paartanz in iFeel2, das erstmals in Österreich zu sehen sein wird, handfestes Zwischenmenschliches an. Aber eben auch in aller existenziellen Konsequenz: "Warum sind wir hier, auf dieser Erde?", fragt sich Berrettini. Und benutzt als Inspirationsquelle einschlägige Literatur: Du musst dein Leben ändern des deutschen Philosophen Peter Sloterdijk etwa. Oder Carl Gustav Jung: den Archetyp des Schattens nämlich.

Welchen Schatten so ein Körper wirft, das fragt sich Doris Uhlich in der Uraufführung More than naked. Zwanzig nackte Körper sind darin zu sehen, mit allem, was dazugehört: Haut, Fleisch, Fett, Schweiß. Es geht um die Frage, was ein nackter Körper zu sagen hat und wie er sich ausdrückt.

Weiter verfolgt wird darin auch die von Uhlich erfundene "Fetttanztechnik". Diese bedeutet, ganz simpel gesagt: Hier tanzt der Speck. Das hat nichts mit Dick- oder Dünnsein zu tun, sondern mit einer durchaus politischen Komponente. "Wenn das nackte Fleisch fliegt, passiert eine Form von Befreiung", sagt Uhlich dazu. Ein Schütteln des Fleisches also als Erschütterung einengender Konventionen oder Vorurteile. Ein Zu-sich-selbst-Finden, in dem man ganz bei sich ist: eins mit dem eigenen Fett und Fleisch und Schweiß. (Andrea Heinz, Spezial, DER STANDARD, 1.8.2013)