Wien - Jener 19-Jährige, der am 13. April in der S-Bahn-Station Handelskai in Wien-Brigittenau einen Familienvater vor den Augen seiner drei Kinder niedergestochen und schwer verletzt hatte, ist am Mittwoch im Straflandesgericht zu zwei Jahren unbedingter Haft verurteilt worden. Darüber hinaus muss er dem 35 Jahre alten Mann 5.000 Euro Schmerzensgeld zahlen. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Der Mann nahm die Strafe an, der Staatsanwalt gab vorerst keine Erklärung ab.

Begegnung am Bahnsteig

Opfer und Täter waren einander ursprünglich am Bahnsteig begegnet, wo der Jugendliche gegen 21.00 Uhr mit fünf Freunden auf die S-Bahn wartete und sich lautstark unterhielt. Der Vater, der seine älteste Tochter in Begleitung der kleineren Kinder und seines Schwagers zum Zug bringen wollte, telefonierte gerade mit seinem Mobiltelefon und ersuchte die Gruppe mit den Worten "Meine Herren, seid's a bisserl leiser" um Ruhe.

"Da bekomm' ich eine Watsch'n ins Gesicht. Der hat mir ins Gesicht gehaut", schilderte der Mann nun einem Schöffensenat (Vorsitz: Georg Allmayer) die unmittelbare Reaktion des 19-Jährigen. Es folgte eine kurze Rangelei, die schon beendet schien, indem der 35-Jährige mit der Rolltreppe nach unten fuhr.

19-Jähriger verlor Zähne

Der 19-Jährige folgte ihm allerdings. Als der Familienvater das bemerkte, zog er den Gürtel aus dem Hosenbund und schlug dem offenbar weiter gewaltbereiten Burschen damit ins Gesicht. Der Schwager versetzte dem Jugendlichen einen Kniestoß ins Gesicht, der dabei einige Zähne verlor. Einer Begleiter des 19-Jährigen steckte ihm ein Springmesser zu. Damit rannte der Jugendliche dem Familienvater nach.

Nerv gelähmt

Die Kinder des 35-Jährigen - 15, acht und drei Jahre alt - mussten mitansehen, wie der Bewaffnete im Eingangsbereich des Bahnhofs zunächst mit dem Messer Schnittbewegungen gegen die Jacke des Mannes setzte und - als dieser zu Sturz kam - ihm zwei Mal in den Oberschenkel stach. Dabei ging er derart heftig vor, dass die Klinge bis zum Knochen eindrang, abbrach und stecken blieb. Dabei wurde der Wadenbeinnerv getroffen. (APA, 31.7.2013)