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Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber baut den Konzern um.

Foto: Ap/Zak Ronald

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Grafik: APA

Wien - Die schwerer verdauliche Kost hat der Verbund vor zwei Monaten ausgeteilt: etwa die, dass gut eine Milliarde Euro abgeschrieben werden müssen, weil Gaskraftwerke wegen der Umwälzungen auf den Energiemärkten unwirtschaftlich sind. Oder die Zurücknahme geplanter Investitionen um 0,3 auf 1,2 Mrd. Euro bis 2017. Bei der Präsentation der Halbjahreszahlen am Mittwoch ließ Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber noch mit einem Aufnahmestopp aufhorchen, von dem nur Lehrlinge ausgenommen sind.

Das herausfordernde Marktumfeld zwinge zum Sparen. Bis 2015 wolle man die Kosten um 130 Mio. verringern. Erreicht werden soll dies neben dem Aufnahmestopp durch Vereinfachung von Strukturen, Outsourcing und Verkauf nicht-strategischer Minderheitsbeteiligungen. Dazu gehören etwa die gut zehn Prozent an der Burgenland Holding oder die mehr als fünf Prozent an der Energie AG.

Wie ein Klotz hängt dem Verbund die 45-Prozent-Beteiligung an Sorgenia in Italien (gemeinsam mit der CIR-Holding des Industriellen De Benedetti) am Bein. Dass man sich gerne davon trennen würde, ist bekannt. Allein - es findet sich kein Interessent, der dem Verbund einen gesichtswahrenden, nicht allzu schmerzlichen Rückzug ermöglichen würde. Die Beteiligung, die von Jänner bis Juni einen Verlust von 206,3 Mio. Euro geschrieben hat, wurde in der Verbund-Bilanz mit 396 Millionen Euro wertberichtigt.

Abschreibungen

Die Abschreibung der Gas-Kombikraftwerke im steirischen Mellach sowie an den französischen Standorten Toul sowie Pont-sur-Sambre summierte sich im Berichtszeitraum auf 660 Mio. Euro. Zusätzliche 96 Mio. Euro wurden für Wertberichtigungen diverser Minderheitsbeteiligungen und Projekte im Bereich erneuerbarer Energien fällig.

Dank eines Anteilstauschs, bei dem der Verbund seine Türkei-Beteiligung gegen Eon-Wasserkraft in Bayern switchte, war das Halbjahresergebnis von Österreichs größtem Stromkonzern vor Abschreibungen (Ebita, siehe Grafik) deutlich besser. Für 2013 erwartet Anzengruber ein Ebitda von mindestens 1,15 Mrd. Euro und ein Konzernergebnis von Minimum 600 Mio. Euro. Pro Aktie soll ein Euro Dividende gezahlt werden.

Gas geben will Verbund im Vertrieb. Mit 1. September wird der Strompreis um zehn Prozent gesenkt. Davon verspricht man sich einen Schub an neuen Kunden. Anzengruber bekräftigte das Ziel, die Zahl der Haushaltskunden von derzeit 266.000 auf mittelfristig 500.000 zu erhöhen.

Erst unlängst hat Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner ein Senkungspotenzial beim Strompreis von bis zu zehn Prozent ausgemacht. Anzengruber: "Es hat keinen Druck gegeben, die Vorbereitung einer Strompreissenkung dauert länger." (stro, DER STANDARD, 1.8.2013)