In der Liebe geht man auch einmal baden: "Das Käthchen von Heilbronn" im alten Hallenbad Telfs.

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Telfs - Regisseur Markus Völlenklee hat mit der Inszenierung von Heinrich von Kleists Käthchen von Heilbronn die diesjährigen Volksschauspiele in Telfs eröffnet. Dafür hat er das vierzig Jahre alte Hallenbad mithilfe einer ausgeklügelten Bühnenkonstruktion (Karl-Heinz Steck) zu einem bemerkenswerten Spielraum umfunktioniert: Im großen, blaugekachelten Becken steht kniehoch das Wasser, ein Teil überspannt die Publikumstribüne, der Rest ist Bühne.

Hohe, bewegliche Stege aus grobgezimmerten Brettern ragen wie riesige Ruder übers Wasser. Schwimmende oder aufgebockte Podeste bieten trockene Spielflächen. Auf den schwankenden, wankenden und wogenden Planken entfaltet sich mit waghalsigen Sprüngen, romantischen Floßfahrten und ausgiebigem Geplantsche das Spiel dieser außergewöhnlichen Liebesgeschichte.

Das fünfzehnjährige Käthchen, Tochter eines Waffenschmieds, verfällt beim bloßen Anblick dem Grafen vom Strahl und folgt ihm fortan wie eine Hündin. Dieser sieht jedoch in Kunigunde die Erfüllung seiner Träume. Die erweist sich allerdings als berechnend und böse. Schließlich erkennt der Graf seinen Irrtum und entscheidet sich für die Richtige.

Lisa-Maria Sexl gibt ein bodenständiges, kraftvolles und impulsives Käthchen. Ihr gelingen mit Wolfgang Menardi (Graf vom Strahl) überzeugende und berührende Momente. Nadine Schori (Kunigunde), mit üppiger Maske, mimt klischeehaft die böse Fee. Als düpierte Braut geht sie am Ende in voller Hochzeitsmontur baden. Hinreißend Ute Heidorn als greiser Kaiser, dem langsam dämmert, dass das Käthchen einst doch bei einem heimlichen Stelldichein seinen Lenden entsprungen sein dürfte.

Valentin Dietrich und Jakob Köhle weben einen vibrierenden Klangteppich von trockenen, tumulthaften Trommelschlägen über sphärische Töne bis hin zu tinnitusartigen Frequenzen.  (Dorothea Nikolussi-Salzer, DER STANDARD, 30.7.2013)