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Nokia vertraut Microsoft, wünscht sich aber mehr Engagement für Windows Phone.

Foto: APA

Gemäß den letzten Zahlen konnte Nokia 7,4 Millionen Lumia-Smartphones verkaufen. Diese Zahlen machen das finnische Unternehmen zum stärksten Vertreter der Windows Phone-Sparte. Der einstige Handyriese ist aber immer noch ein gutes Stück entfernt von Ergebnissen, wie sie Apple oder Samsung abliefern. Nokia hat alles auf Windows Phone gesetzt, ein Betriebssystem, das nach wie vor um den Anschluss an die großen Zwei kämpft.

Erfahrung als Neuling

Doch Nokias Vizepräsident, Bryan Biniak, gibt sich gegenüber der International Business Times optimistisch. Er weiß, dass sowohl Nokia als auch Microsoft einen steinigen Weg vor sich haben, erinnert aber auch daran, dass Microsoft mit solchen Situationen bereits Erfahrung hat.

Als die erste Xbox erschien, fehlte der Konsole die Fanbasis, die etwa Sony und Nintendo damals bereits vorweisen konnten. Er verweist auf Exklusivtitel wie die "Halo"-Reihe, die dem System letztlich den Durchbruch ermöglicht haben. "Um einen Grund zum Wechsel zu geben, muss man sicherstellen, dass die Apps, die man wichtig findet, nicht nur am Telefon, sondern auch besser sind. Man muss eine einzigartige Erfahrung bieten, die man auf anderen Geräten nicht findet.

Kulturfrage

Es gibt jedoch einen wichtigen Unterschied zur Geschichte der Xbox. Microsoft ist diesmal nicht für die Hardware verantwortlich und kann nicht nur eine einzelne Marke promoten. Dazu gibt es Unterschiede in der Arbeitsweise beider Firmen. Nokia ist tief im Mobil-Geschäft verwurzelt und veröffentlicht pro Jahr eine Reihe neuer Geräte, Microsoft kommt aus dem Bereich der Desktopsoftware und kennt vor allem jährliche Updatezyklen.

"Wir veröffentlichen regelmäßig neue Geräte", meint Biniak. "Und wenn eine App, die jemandem wichtig ist, dafür nicht verfügbar ist, ist das eine verpasste Verkaufschance." Man versucht, Microsoft diesbezüglich auf die Sprünge zu helfen. "Bis ans Ende des Finanzjahres zu warten, wenn ich heute Phones verkaufen will, hilft uns nicht weiter."

Prioritäten

Biniak macht sich Sorgen, dass Microsoft zuwenig Wert auf die Weiterentwicklung von Windows Phone legt, weil es mit Windows, Office, der Xbox und dem Surface-Tablet tendenziell wichtigere Unterfangen weiterführen muss. Der Nokia-Vize zeigt sich trotzdem optimistisch ob der Partnerschaft und betont unisono mit Microsoft, dass sich die Telekomanbieter einen starken dritten Player im Feld der Plattformen wünschen.

Es liegt an Nokia, Microsoft klar zu machen, dass die Nutzer nicht zu einer anderen Plattform wechseln, wenn ihre Lieblings-Apps dort nicht verfügbar sind. "Als Unternehmen wollen wir uns nicht auf jemanden anderen verlassen und darauf warten, dass der es richtig macht", so Biniak. Microsoft hat erst kürzlich eine große Umstrukturierung des Konzerns bekanntgegeben, deren Auswirkungen abzuwarten bleiben.

Hardwareseitig erfüllt der finnische Konzern seine Aufgaben. Erst vor kurzem stellte man das Lumia 1020 vor und setzte damit erneut Maßstäbe im Bereich der Smartphone-Kameras. Allgemein wurde das Gerät sehr gelobt, aufgrund des Betriebssystems zweifeln einige Beobachter am Erfolg.

Mehr Apps für den Play Store

Tatsächlich hat Windows Phone in Sachen Apps einiges aufzuholen. Als Microsoft Nokia ins Boot holte, waren gerade einmal 7.000 Programme auf dem jungen Marktplatz zu finden. Dass sich die Verkäufe der ersten Lumia-Generation wenig spektakulär entwickelten, dürfte zu einem guten Teil mit dem Umfang des Ökosystems zu tun haben.

Mittlerweile bevölkern rund 165.000 Spiele und Programme den Windows Phone Marketplace. Ein deutlicher Fortschritt, aber immer noch wenig im Vergleich zu Apples App Store mit seinen 900.000 Einträgen und Googles Play Store mit über einer Million Apps.

Große Lücken im Angebot ortet Biniak nicht, er gesteht aber ein, dass es eine Auswahl an Programmen gibt, die da sein sollten, aber nach wie vor fehlen. Es gebe aber keinen einzigen Entwickler mit einem wichtigen Programm, mit dem Microsoft und Nokia nicht in Gesprächen über eine Umsetzung wären. Bis Ende des Jahres soll praktisch jede wichtige App auch für Windows Phone zu haben sein. (red, derStandard.at, 29.07.2013)