Lille - In der Affäre um einen Callgirl-Ring wird Ex-IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn vermutlich der Prozess gemacht. Strauss-Kahn solle wegen "schwerer gemeinschaftlicher Zuhälterei" vor ein Strafgericht gestellt werden, teilte die Staatsanwaltschaft im nordfranzösischen Lille am Freitag mit. Bei den Vorwürfen geht es um "Sex-Partys" mit Prostituierten, an denen neben Strauss-Kahn auch ranghohe Polizisten und Geschäftsmänner teilnahmen. Die Staatsanwaltschaft könnte dagegen noch Rechtsmittel einlegen.

Strauss-Kahn bestreitet nicht in Luxushotels in den Jahren 2009, 2010 und 2011 daran teilgenommen zu haben. Der frühere Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) will aber nicht gewusst haben, dass es sich bei den Frauen um Prostituierte handelte.

Zwölf weitere Verdächtige

Mitte Juni hatte die Staatsanwaltschaft von Lille eine Einstellung des Verfahrens gegen den Ex-IWF-Chef und einstigen Hoffnungsträger von Frankreichs Sozialisten beantragt. Gegen Strauss-Kahn läge nicht genug belastendes Material vor. Die ermittelnden UntersuchungsrichterInnen sahen dies aber offenbar anders und erhoben Anklage. Die Staatsanwaltschaft könnte dagegen Rechtsmittel einlegen. Am Freitag teilte die Behörde zunächst nicht mit, ob sie dies vorhat. Neben Strauss-Kahn soll zwölf weiteren Verdächtigen der Prozess wegen "schwerer gemeinschaftlicher Zuhälterei" gemacht werden.

Seit mehr als zwei Jahren in den Schlagzeilen

Strauss-Kahn kommt seit mehr als zwei Jahren nicht aus den Schlagzeilen. Er war im Mai 2011 als IWF-Chef zurückgetreten, nachdem er in New York wegen Vergewaltigungsvorwürfen festgenommen worden war. Er wurde beschuldigt, in einem New Yorker Luxushotel eine Hotelangestellte zum Oralsex gezwungen zu haben. Ein Strafprozess wurde eingestellt, das Zivilverfahren wurde nach einer außergerichtlichen Einigung Strauss-Kahns mit Nafissatou Diallo eingestellt. Strauss-Kahn zahlte ihr 1,5 Millionen Dollar.

Zuletzt bekam der international angesehene Finanzexperte Posten in den Aufsichtsräten von zwei russischen Finanzinstitutionen - beim russischen Direktinvestitionsfonds RDIF sowie bei der russischen Regionalentwicklungsbank BRDR, die vom Erdölgiganten Rosneft kontrolliert wird. (APA, 26.7.2013)