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Norwegen weiß wie es ist, Deutschland zu schlagen. Beim 1:0 in der Gruppenphase gelang das gar mit einer B-Elf. Ingvild Isaksen freute sich trotzdem.

Foto: Ap/Söderström

Solna - Deutschlands Fußball-Nationalteam will die Vormachtstellung im europäischen Frauen-Fußball weiter untermauern. Ein Sieg im EM-Finale gegen Norwegen am Sonntag (16.00 Uhr/ARD und Eurosport) in Solna bedeutete den achten Europameistertitel - es wäre der sechste in Folge. Im Laufe des Turniers begann der deutsche Glanz diesmal allerdings zu bröckeln, nach einer schwachen Vorrunde war die Favoritenstellung zumindest kurzfristig schwer unterhöhlt. Finalort ist die Friends Arena, das nagelneue schwedische Nationalstadion mit 50.000 Plätzen.

Vom Favoriten zum Ex und wieder zurück

Gegen die Norwegerinnen kassierte das runderneuerte DFB-Team - sechs verletzte oder kranke Stammkräfte fehlen bei der Endrunde - vor zehn Tagen immerhin die erste EM-Niederlage nach 20 Jahren. Trainerin Silvia Neid, die nach dem 0:1 medial unter Beschuss kam, äußerte sich deshalb betont zurückhaltend über die Ausgangslage vor dem Wiedersehen mit dem weimaligen Europameister und Olympiasieger von 2000: Sie sind robust, klar strukturiert und erzwingen immer wieder Torchancen. So können sie immer wieder gefährlich werden."

Ihr Team schaltete im Halbfinale Gastgeber Schweden in einem Duell auf Augenhöhe 1:0 aus und zeigte sich dabei stark verbessert. Die Norwegerinnen mussten einen Tag später Überstunden machen, ehe der 4:2-Sieg nach Elfmeterschießen gegen Dänemark feststand. "Für uns war es gut, dass wir einen Tag länger zur Regeneration und Erholung haben", sagt Neid. Die 49-Jährige "Das ist eine Mannschaft mit großer Perspektive", sagte Neid, die um den Einsatz von Torjägerin Celia Okoyino da Mbabi (Oberschenkel-Zerrung) - die schon im Halbfinale gegen Schweden (1:0) gefehlt hatte - bangen muss.

Norwegerinnen zu gut für ihren Teamchef

Ihr Gegenüber Even Pellerud sieht seine Ziele bereits als übererfüllt an: "Viele Leute sind überrascht, dass wir im Finale stehen. Sogar ich gehöre zu diesen Leuten. Wir galten nicht als Favoriten. Aber jetzt wollen wir natürlich auch gewinnen", sagte der Trainer, der während der Endrunde seinen 60. Geburtstag gefeiert hat. Die Norwegerinnen könnten sich damit für die drei Endspiel-Niederlagen gegen das DFB-Team (1989, 1991, 2005) revanchieren.

Das käme auch Solveig Gulbrandsen gelegen, einer der größten Persönlichkeiten in Norwegens Aufgebot. Die zweifache Mutter hatte ihre Karriere vor der Geburt ihres zweiten Kindes eigentlich beendet, kam aber rechtzeitig vor der EM doch wieder zurück. Geplant hatte die 32-Jährige das allerdings nicht: "Ich wollte nach der Geburt eigentlich nur körperlich wieder in Form kommen. Ich hatte nicht gedachte, dass ich das ganze Drumherum bei der Nationalmannschaft mit zwei Kindern schaffe."

Die Norwegerinnen beeindruckten bisher mit ihrem auf Endzweck ausgerichteten Stil. Aus einer starken Defensive setzt die Mannschaft gerne zu schnellen Kontern an, sie ist laufstark und physisch mit am besten beisammen. Deutschlands Co-Trainerin Ulrike Ballweg, Beobachterin des zweiten Halbfinales: "Ehrlich gesagt hätte uns die Spielweise der Däninnen mehr gelegen, denn sie spielen mehr mit." (sid/APA/rob - 26.7. 2013)