Bild nicht mehr verfügbar.

Verkauft an Funke: "Berliner Morgenpost" und "Hamburger Abendblatt"

Foto: APA/Maurizio Gambarini

Berlin - Die Axel Springer AG verkauft fast alle Printobjekte - mit Ausnahme der "Bild"- und "Welt"-Titel - an die Funke Mediengruppe, die bis 2012 unter dem Namen WAZ Mediengruppe firmierte und hierzulande an "Kronen Zeitung" und "Kurier" beteiligt ist. Zu dem Deal gehören etwa die Regionalzeitungsgruppen "Berliner Morgenpost" und "Hamburger Abendblatt" sowie Programm- und Frauenzeitschriften von "Hörzu" bis "Bild der Frau".

Der Kaufpreis beträgt insgesamt 920 Millionen Euro. Für einen Teil davon gewährt Springer Funke ein Verkäuferdarlehen. Weiters vereinbart wurde, ein Gemeinschaftsunternehmen für Vertrieb und Vermarktung von gedruckten und digitalen Medienangeboten zu gründen. Die Transaktion bedarf noch der fusions- und kartellrechtlichen Freigabe durch die Behörden. "Die Entscheidung, uns von einigen der traditionsreichsten Marken des Hauses zu trennen, ist uns nicht leicht gefallen", erklärte Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner.

Digitalisierungsschritt

Der Verkauf dieser Printtitel ist für Springer ein weiterer bedeutender Schritt bei der Umsetzung der Strategie, das führende digitale Medienunternehmen zu werden, hieß es. Ziel sei es, sich noch stärker auf seine "multimedialen journalistischen Kernmarken "Welt"- und "Bild"-Gruppe ("Auto Bild", "Computer Bild", "Sport Bild") zu fokussieren. Zur Strategie gehöre der Ausbau von Online-Rubrikenmärkten und digitalen Vermarktungsplattformen. Die Titel "Bild" und "Welt" blieben ein "unverzichtbarer Kern des Unternehmens". Funke wiederum will mit dem Deal die "Entwicklung zu einem führenden nationalen Medienhaus beschleunigen". 

Kritik vom DJV

Kritik am Deal mit Funke kommt vom Journalisten-Verband DJV. "Das wäre das Ende für den Springer-Verlag in seiner bekannten und bewährten Form", sagt der Bundesvorsitzende des Verbands, Michael Konken. Er befürchtet "schwer verdauliche" Auswirkungen auf den Medienstandort Hamburg und sorgt sich um die Arbeitsplätze. Die Nachfolgerin des WAZ-Konzerns sei für harte Einsparungen bekannt, heißt es.

Verkäuferdarlehen

Details zur Finanzierung finden sich in der Ad-hoc-Mitteilung der Springer AG: Von den insgesamt 920 Millionen Euro sind 660 Millionen spätestens am 30. Juni 2014 fällig. Für die restlichen 260 Millionen gewährt der Verlag der Funke Gruppe ein Verkäuferdarlehen mit mehrjähriger Laufzeit. Eine ungewöhnliche Vereinbarung. Springer habe großes Interesse daran, die Printtitel "schnell und unbedingt loszuwerden", analysiert das Branchenblatt "Meedia".

Vorstandschef Mathias Döpfner "amputiert Springers Wurzeln", kommentiert Branchenblogger Peter Turi. Verlagsgründer Axel Springer hätte einen anderen Weg eingeschlagen, behauptet Turi. Seiner Meinung nach hätte der Verleger für die betroffenen Blätter eine Zukunft in der digitalen Welt gesucht, aber "keinesfalls die Flinte vorzeitig ins Korn geworfen". 

Aktienmarkt reagiert positiv

Positiv reagierte der Aktienmarkt: die Aktien des Axel Springer Konzerns notierten auf dem höchsten Stand seit April 2012. Bei Springer ging schon bisher mehr als ein Drittel von Umsatz und Gewinn auf das Konto des Online-Bereichs. Im vergangenen Jahr lösten die digitalen Medien die Inlandszeitungen als stärkste Sparte ab. Mit rund 13.600 Mitarbeitern erwirtschaftete der Konzern im vergangenen Jahr 3,3 Milliarden Euro. Über Tochtergesellschaften, Joint Ventures und Lizenzen ist Axel Springer in 44 Ländern aktiv. (APA/red, derStandard.at, 25.7.2013)