Heidelberg - Nachhaltig ist anders: Wenn in einer Galaxie im Hochtakt Sterne produziert werden, gehen damit zugleich gewaltige Mengen an potenziellem Baumaterial für künftige Sterne verloren. Das solcherart vergeudete Material kann dabei ein Mehrfaches dessen betragen, was in die aktuelle Sternenprodukton einfließt, wie das Max-Planck-Institut für Astronomie berichtet.

Bilden sich neue Sterne, dann ist ein gewisser Anteil davon sehr massereich. Ihre intensive Strahlung führt zu Gas- und Plasmaströmen vom Stern weg, die stark genug sein können, um Gas gänzlich aus der Galaxie hinaus zu treiben - und dieses Gas wäre das Rohmaterial für weitere Sterne. Außerdem beenden massereiche Sterne ihr verhältnismäßig kurzes Leben in Supernovae und schleudern dabei ihre äußeren Schalen in den Weltraum hinaus – zusammen mit etwaigem Material, das der Explosion in die Quere kommt. Auf diese Weise können Episoden starker Sternentstehung, sogenannte "Starbursts", die Bildung zukünftiger Sterngenerationen stark behindern.

Nun konnte eine Astronomengruppe um Alberto Bolatto von der University of Maryland die ersten detailreichen Bilder eines solchen Prozesses aufnehmen: Die in "Nature" veröffentlichte Studie untersuchte die Spiralgalaxie NGC 253, auch bekannt als Sculptor-Galaxie. Mit einer Entfernung von elf Millionen Lichtjahren ist sie einer unserer näheren galaktischen Nachbarn und die uns nächste von der Südhalbkugel aus sichtbare Starburst-Galaxie: Die jährliche Sternenproduktion liegt hier um ein Vielfaches höher als in unserer Milchstraße.

Mit dem Verbundteleskop ALMA in Chile visierten die Astronomen die Zentralregion von NGC 253 an und fanden dabei molekulares Gas, das senkrecht zur galaktischen Scheibe ausströmt. Bolatto dazu: "Die Gasmenge, die wir messen, zeigt deutlich, dass einige sternbildende Galaxien mehr Gas ausspucken, als sie aufnehmen." Die Astronomen schätzen, dass NGC 253 jedes Jahr Gas mit einer Gesamtmasse von neun Sonnenmassen auswirft. Und das ist rund dreimal soviel wie die Gesamtmasse der Sterne, die jedes Jahr in NGC 253 neu entstehen. (red, derStandard.at, 24. 7. 2013)