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Zeitbombe von riesigen Ausmaßen: Wird das noch gefrorene Methan nördlich von Asien freigesetzt, kostet das so viel, wie die gesamte Weltwirtschaft 2012 produzierte.

Foto: APA/dpa

London/Wien - Die Zahl ist unvorstellbar groß und hat zwölf Nullen. Auch die Formulierung 45.000 Milliarden hilft da nicht wirklich weiter. Diese Summe beschreibt zum einen den Wert, den die gesamte Weltwirtschaft im Jahr 2012 geschaffen hat. Die Zahl steht aber auch für die Kosten, die durch das Abschmelzen des arktischen Meereises und die Freisetzung von Methan allein in der Ostsibirischen See zu erwarten sind, wie ein Wissenschaftertrio nun errechnet hat.

Bereits vor zwei Jahren ermittelten Forscher, dass die arktischen und antarktischen Böden bis zum Ende des Jahrhunderts ähnlich viel Kohlenstoff freisetzen werden wie die weltweite Abholzung. Die Auswirkungen des freigesetzten Methaneises auf unser Klima wären jedoch zweieinhalbmal größer, schrieben damals Klimaforscher in der Zeitschrift "Nature". Denn das Treibhausgas Methan heizt die Atmosphäre wesentlich stärker auf als Kohlendioxid.

Nun haben Chris Hope und Peter Wadhams (Universität Cambridge) sowie Gail Whiteman (Erasmus Universität Rotterdam) in einer neuen Analyse in "Nature" prognostiziert, was passiert, wenn das Meereis in der Arktis schmilzt und welche Methanmengen nördlich von Asien emittiert werden. Der Meeresphysiker, der Klimaforscher und die Klimawandelexpertin kamen in ihrem aufsehenerregenden Kommentar in "Nature" auf 50 Gigatonnen.

Diese Menge führt zu einer erheblichen Beschleunigung des Klimawandels: Der befürchtete globale Temperaturanstieg um zwei Grad Celsius würde dadurch um 15 bis 35 Jahre früher eintreten - und deshalb zusätzliche Schäden von rund 45 Billionen Euro anrichten. 80 Prozent der Schäden davon dürften auf die Entwicklungsländer entfallen.

Die Analyse betrifft nur das Methan eines Teils der Arktis - und klammert unter anderem aus, dass gerade auch aus der Antarktis überraschend schnell schmelzende Permafrostbestände gemeldet werden. (tasch, DER STANDARD, 25.7.2013)