Lange Zeit galt das Sammeln von Sneakers als Männerdomäne, wahrscheinlich aus ganz banalen Gründen - viele Modelle begannen erst ab Größe 39. Eine der überraschendsten Entwicklungen am Turnschuhmarkt ist für Stefan Häckel, CEO von Vice Österreich und Mitinitiator der Messe Sneakerness, dass bei Frauen der Verkauf stark angezogen hat. Die Hersteller haben sich auf ihre neue Klientel mit angepassten Größen eingestellt.

Mit der Rondo-Auswahl war Häckel übrigens recht zufrieden: den Nike Woven Chukka findet er schon jetzt einen "modernen Klassiker", von dem noch viel zu erwarten ist, auch viele Hybridformen. Technischer Schnickschnack wie eingebaute Geräte, die das Lauftempo messen sollen, sind mittlerweile vom Markt weitgehend verschwunden, dafür gibt es in der Herstellungsweise bahnbrechende Innovationen zu verzeichnen. Die Turnschuhe der Zukunft sind ultraleicht, das Obermaterial ist gewebt. Der Nike Flyknit ist der Prototyp dieser Entwicklung. Auch die knalligen Neonfarben werden uns noch eine Weile erhalten bleiben.

Wenig anfangen kann Häckel als passionierter Sneakers-Sammler mit Modellen wie der Gacha-Serie von Twins for Peace, die in Kamerun produziert wurden. "Dafür bin ich einfach zu sehr auf Labels fixiert", meint er, "auch Plateau-Turnschuhe sind in der Sneakers-Szene völlig verpönt: Das ist etwas für Hipster-Girls, aber nicht für Sammler."

Missoni X Converse: Auckland Racer

Eine seltsame Paarung: Das traditionsreiche italienische Modehaus Missoni kooperiert mit dem amerikanischen Teenage-Sneakers-Campion Converse. Das Ergebnis liegt jedenfalls voll im Trend: Die Form erinnert an Jogging-Schuhe der 1970er-Jahre, das gewebte Oberteil besteht aus Wolle/Viskose. Es gibt ein Modell in leuchtenden Farben und eines in dezenten.

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Adidas + Opening Ceremony

Kollaborationen sind das neue Marketing-Wundervehikel: Die Zusammenarbeit von traditionellen Sneakers-Herstellern mit coolen Modelabeln, sorgt dafür, dass man in den maßgeblichen Blogs flächendeckend vertreten ist. Für Opening Ceremony hat Fashion-Vorreiterin Chloë Sevigny in ihrer Herbstkollektion erneut weiße Plateau-Sneakers entworfen. Aufgrund des aktuellen Grunge-Revivals findet man ähnliche Modelle aber auch viel günstiger in den Läden. Überraschender ist hingegen eine Kollaboration mit Adidas: An die späten 1980er- Jahre erinnert dieses bunte, schräge und ironische Sneakers-Modell.

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Nike Flyknit

Ein Schuh, so leicht wie eine Feder und so beweglich wie eine Socke: Der Nike Flyknit ist eine echte Innovation, das Obermaterial ist eine Meisterleistung in Sachen Webkunst, es wird aus einem Stück geschmolzenen Polyestergarns hergestellt. Der deutsche Produzent Adidas verwendet eine ähnliche Technik für sein Modell adiZero, das 2012 bei den Olympischen Spielen in London seinen großen Auftritt hatte. Adidas nennt das Herstellungsverfahren "Primeknit".

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New Balance: Modell U420 PU

Die britische Marke New Balance war modisch lange im Abseits, entweder brachte man sie mit Fußball-Hooligans in Verbindung, oder sie wurde nur von Leuten getragen, die auf Understatement setzten und Mode nicht so wichtig fanden (vorzugsweise Architekten). Seit einigen Jahren sind New Balance wieder extrem hip, was wohl auch mit dem verstärkten Retro-Trend bei Sportschuhen zu tun hat. Das Modell U420 PU überzeugt durch dezente Farbkombination und einem Mix aus Wildleder und Nylon-Netzstoff.

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Nike Woven Chukka Knit

Im Jahr 2000 stellte Nike mit seinen Air- Woven-Modellen ein schräges Design vor, das man bislang nicht gesehen hatte: Der Oberteil wirkte wie geflochten, was besonders bei einem bunten Farbenmix gut zur Geltung kam. Seltsamerweise verschwanden die Air Woven schnell wieder vom Markt, um jetzt dafür ein umso durchschlagenderes Revival zu erleben. In der Woven-Technik sind bereits unzählige Modelle auf dem Markt, am interessantesten ist der Woven Chukka Knit, laut Sneakers- Experte Stefan Häckel schon jetzt ein moderner Klassiker. In Sachen Hipster-Sneakers hat Nike im Moment ohnehin die Nase vorn: Der Nike Free Run hat sich als modischer Stadtschuh flächendeckend durchgesetzt.

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Bernhard Willhelm für Camper: Modell "Himalaya"

Für seine Together-Serie hat der spanische Schuhproduzent Camper schon mit einigen namhaften Designern kooperiert. Kein Wunder, dass man mit dem deutschen Modequerkopf Bernhard Willhelm bereits in die dritte Saison geht. Mit seinem "Himalaya"-Modell kann man zwar keine Achttausender besteigen, aber in der Stadt sind diese innovativen Sneakers ein echter Hingucker. Die Sohle soll an Dinosaurierschädel denken lassen, und die Schuhbänder erinnern an Bergseile. Alternativ gibt es heuer auch ein Modell mit Leo- und Zebraprint.

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Twins for Peace: Serie Gacha, Modell Leila

Afrikanische Handwerkskunst wird in der Mode immer zentraler. Wer etwas auf sich hält, lässt in Afrika produzieren und unterstützt damit lokale Hilfsprojekte. Die Sneakers des französischen Labels Twins for Peace haben gerade besonders schöne Modelle im Rennen: Die bunte Serie Gacha wurde in Kamerun produziert. (Karin Cerny, Rondo, DER STANDARD, 26.7.2013)

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