Karlsruhe – Nahrungsergänzungsmittel sind ein Verkaufsschlager, für die in erster Linie mit einer angeblichen Unterversorgung geworben wird.

Nun haben die Daten der Nationalen Verzehrsstudie II (NVS II), die von Wissenschaftlern des Max Rubner-Instituts in Karlsruhe ausgewertet wurden, gezeigt, dass besonders Personen, die ohnehin eine gute Zufuhr an Nährstoffen aufweisen, besonders häufig Vitamine und Mineralstoffe in Tablettenform schlucken.

Auf Basis der repräsentativen Daten wurde eruiert, welche Vitamine und Mineralstoffe von der deutschen Bevölkerung als Nahrungsergänzungsmittel beziehungsweise als Supplemente verwendet und welche Nährstoffmengen dadurch zugeführt werden. Bei Supplementen handelt es sich um alle nicht über Lebensmittel zugeführten Nährstoffe, also Nahrungsergänzungsmittel, aber auch Medikamente mit Vitamin- oder Mineralstoffzusatz – etwa Schmerzmittel mit Vitamin C.

Im Rahmen der NVS II mussten die insgesamt 13.700 Teilnehmer an zwei Tagen – ohne vorherige Ankündigung der Termine – eine detaillierte Auskunft über den gesamten Konsum der vergangenen 24 Stunden geben, wobei auch abgefragt wurde, ob und welche Supplemente die Teilnehmer am Befragungstag genommen hatten.

Teilweise erhebliche Überversorgung

Es zeigte sich, dass fast ein Viertel der Probanden zu derartigen Präparaten greift. Weiters war festzustellen, dass gerade jene Personen Supplemente zu sich nehmen, die bereits durch eine ausgewogene Ernährung eine gute Nährstoffzufuhr besitzen. Insgesamt nehmen mehr Frauen als Männer Supplemente ein (30 Prozent vs. 19 Prozent).

Den geringsten Verbreitungsgrad konnten die Wissenschaftler in der Gruppe der 15 bis 18-jährigen Frauen (10 Prozent) sowie bei den 19-24-jährigen Männern (12 Prozent) konstatieren. Im Gegensatz dazu war der entsprechende Anteil in der Gruppe der 65-80-jährigen bei beiden Geschlechtern am höchsten (Frauen: 46 Prozent / Männer: 30 Prozent). Sowohl von Männern als auch von Frauen wurden am häufigsten die Vitamine C und E sowie die Mineralstoffe Magnesium und Calcium zugeführt.

Für Vitamin C, E, Niacin und Folsäure erreichten die Befragten allein durch Supplemente im Mittel zwischen 50 und 100 Prozent des Referenzwertes, für die Vitamine B1, B2 und B6 lagen sie sogar oberhalb des entsprechenden Wertes. Über Lebensmittel und Supplemente zusammen erreichten Supplement-Konsumenten im Mittel bei allen untersuchten Nährstoffen (mit Ausnahme von Jod) die jeweiligen Referenzwerte beziehungsweise überschritten diese teilweise erheblich. Bei den Vitaminen B1, B2, B6 und C sowie Vitamin B12 (bei Männern) belief sich die mittlere Gesamtnährstoffzufuhr auf etwa das Doppelte des Referenzwerts, der in Deutschland, Österreich und der Schweiz empfohlen wird. (red, derStandard.at, 24.7.2013)