Chişinau/Tiraspol – Zuletzt wurden die "5+2"-Gespräche über die Beilegung des Transnistrien-Konflikts wieder aufgenommen. Einen Monat, seit 20. Juni, hatte es so ausgesehen, als wären die Verhandlungen mit Vertretern Moldaus, Transnistriens, Russlands, der Ukraine und der OSZE sowie den USA und der EU als Beobachter für länger unterbrochen: seit der Präsident der abtrünnigen, von Russland unterstützten Region, Jewgeni Schewtschuk, ein Dekret unterzeichnete, das die Stadt Bender und drei Dörfer Transnistrien zuschreibt.

Laut politischen Beobachtern hatte Schewtschuk damit auf das Zustandekommen einer proeuropäischen Regierungsallianz in Chişinau reagiert: Der Abschluss eines Assoziierungsabkommens mit der EU, das viele Moldauer wegen der damit einhergehenden Zoll- und Visaerleichterungen herbeisehnen, schien näherzurücken. Für Tiraspol sei eine solche Annäherung nach wie vor schwer zu akzeptieren, erläutert der Politikwissenschafter und Russlandexperte Gerhard Mangott: Transnistrien, das bisher von keinem Staat und keiner internationalen Organisation anerkannt worden ist, repräsentiere die Interessen Russlands in der Region.

Die Anfänge der Sezession östlich des Flusses Dnjestr liegen in den späten 1980er-Jahren. Als die Sowjetunion zerfiel und sich die moldauische Unabhängigkeit abzuzeichnen begann, spielte in dem von Rumänen, Russen, Ukrainern, Gagausen und anderen Ethnien bewohnten Land der Rumäniennationalismus eine wichtige Rolle. Selbst eine Vereinigung Moldaus mit Rumänien wurde diskutiert. 1991 rief Transnistrien daraufhin seine Unabhängigkeit aus. In einem kurzen Krieg von März bis Juni 1992 starben rund tausend Menschen.

In der Folge fror der Konflikt zwar ein. Politisch jedoch ist er ungelöst. Experte Mangott sieht nur einen Ausweg: Die Zukunft Moldaus liege in der EU, sagt er. Das sei "für die russische Seite verschmerzbar". (bri/DER STANDARD, 23.7.2013)