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Archivfoto aus dem Jahr 1997 von der Sanierung der "Helene-Berger-Deponie" in Weikersdorf nahe Wr. Neustadt, wo rund 2000 Giftfässer vergraben waren.

Foto: Reuters/Alex Halada

Wiener Neustadt/Wien - Grünes Licht für die angeblich teuerste Giftstoffentsorgungsaktion der Zweiten Republik: Die sogenannte Aluschlackendeponie Wiener Neustadt, beim Umweltbundesamt (UBA) als "Altlast N6" geführt, soll geräumt werden. Die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) für das Vorhaben ist beendet, noch heuer sollen die Arbeiten zur Sanierung starten, teilte der niederösterreichische Umweltlandesrat Stephan Pernkopf (ÖVP) am Montag mit. Demnächst werde die europaweite Ausschreibung der Sanierungsarbeiten erfolgen, hieß es von der Bundesaltlasten-Sanierungsgesellschaft (Balsa), einer Tochter der Umweltbundesamt GmbH.

200 Millionen Euro sollen laut Umweltminister Nikolaus Berlakovich (ÖVP) in zehn Jahren in die Arbeiten fließen. Es gehe um den Schutz des größten Grundwasserreservoirs in Mitteleuropa - der Mitterndorfer Senke. "Die Gesamtkosten der Sanierung werden zur Gänze aus zweckgebundenen Altlastensanierungsbeiträgen finanziert", teilte eine Sprecherin der Balsa mit.

Vorgesehen ist eine vollständige Räumung des Areals - eine Variante, die nicht immer vorgesehen war: Im Herbst 2012 hatte das Land Niederösterreich auch eine Studie zum Abdecken der Altlast in Auftrag gegeben. Bei dieser Altlast in einer ehemaligen Kiesabbaugrube im Südwesten von Wiener Neustadt wurden in den Jahren 1974 bis 1990 laut UBA rund 580.000 Kubikmeter Abfälle abgelagert, "davon rund 380.000 Kubikmeter Aluminiumkrätzestäube mit hohen Gehalten an Aluminium und leicht löslichen Salzen", heißt es in der Zusammenfassung des UBA.

Zwar gehe von den Stoffen laut UBA keine konkrete Gefahr für das Trinkwasser aus, ins Grundwasser gelangen aber Ammonium und leicht löslichen Salze. Die Altablagerung stelle eine "erhebliche Gefahr für die Umwelt" dar, heißt es weiter. Nun soll der verunreinigte Untergrund in bis zu 15 Meter Tiefe ausgehoben und das Aushubmaterial entsorgt werden. Der Boden wird nach Informationen der Balsa vor Ort behandelt.

Seit 22 Jahren Altlast

Die Ablagerungen in Wiener Neustadt wurden im Jahr 1991 als Altlast eingestuft - mit Prioritätenklasse zwei. Dass seither zwei Jahrzehnte verstrichen sind, wird vonseiten der Balsa damit erklärt, dass derlei Projekte einer längerfristigen Planung bedürften - "vor allem, wenn es darum geht, alle wesentlichen Faktoren wie Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit und die gegebenen rechtlichen Rahmenbedingungen einzuhalten".

Altlasten der Prioritätenklasse zwei existieren in Niederösterreich insgesamt 17, österreichweit sind es 52. In Niederösterreich befinden sich mit 40 Arealen die meisten als Altlast verzeichneten Ablagerungen in Österreich (Stand Jänner 2013). Die meisten Altlasten der Prioritätenklasse 1 weist Oberösterreich auf (10), gefolgt von Wien (7) und Kärnten bzw. Niederösterreich (beide 4). Sogenannte Altstandorte und Altablagerungen gibt es noch viel mehr: Österreichweit sind es rund 65.600, hinzu kommen knapp 2000 Verdachtsflächen.

Der Jurist Philipp Neuhauser schrieb in einer 2009 veröffentlichten Dissertation, im Gebiet der Mitterndorfer Senke befänden sich nahezu 30 zu sanierende Altlasten. Ihre Sanierung ist ein seit Jahrzehnten laufendes Projekt: Insgesamt wurden in den vergangenen Jahren zum Schutz des Wassers vor Altlasten in dem Gebiet rund 286 Millionen Euro investiert. (Gudrun Springer, DER STANDARD, 23.7.2013)