Der CEO des US-Providers XMission erzählt, wie es ist, wenn die NSA die Überwachung eines Kunden anordnet.

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Durch die Enthüllungen des ehemaligen NSA-Mitarbeiters Edward Snowden wurde bekannt, dass US-Geheimdienste Hardware zur Überwachung von Internet-Nutzern direkt bei den Providern installieren. Auf Buzzfeed schildert der CEO des US-Providers XMission aus Utah, wie die Blackbox zu den Providern kommt.

FISA-Anordnung

XMission habe im Jahr 2010 eine FISA-Anordnung (Foreign Intelligence Service Act) zur Überwachung eines bestimmten Kunden erhalten. Wie bei allen rechtlichen Ansuchen habe CEO Pete Ashdown auch dieses von seinen Anwälten überprüfen lassen. Trotz Bedenken seinerseits habe er der Überwachung stattgeben müssen, da die Anordnung laut seinen Anwälten legitim gewesen sei.

"Jenseits des Absurden"

Dass genau dieser Kunde überwacht werden sollte, bezeichnet Ashdown als "jenseits des Absurden", da es sich um den Betreiber einer harmlosen Website gehandelt habe. Die gerichtliche Anordnung des FISC (Foreign Intelligence Surveillance Court) zur Überwachung habe Ashdown zwar lesen, allerdings nicht kopieren dürfen.

"Eine kleine Box"

Die Behörden hätten die Installation eines Two-Unit-Servers angeordnet, über den der gesamte Traffic des Kunden aufgezeichnet worden sei. In den Worten von Ashdown: eine "kleine Box". Ob die Behörden Zugriff über das Internet darauf hatten, sei nicht klar gewesen. Ashdown vermutet jedoch, dass die Daten nur auf einer Festplatte zur späteren Analyse gespeichert worden seien.

Neun Monate

Insgesamt habe die Überwachung neun Monate gedauert, wobei der Zeitraum im Vorhinein nicht festgelegt gewesen sei. Von Verhaftungen bei dem überwachten Kunden habe Ashdown seitdem nichts gehört. Weitere Details könne er aufgrund einer Geheimhaltungsanordnung nicht geben. Auch seinen Mitarbeitern, die gelegentlich nach der Box fragten, habe er nichts sagen können.

Kritik an Geheimhaltung

Ashdown kritisiert, dass derartige Programme nur deshalb weiter bestünden, weil niemand offen darüber sprechen dürfe. Auch er habe vermutlich bereits zu viel darüber erzählt. Er sehe zwar die Notwendigkeit, dass in laufenden Ermittlungen nichts an die Öffentlichkeit dringen dürfe. Allerdings dürfe die Verschwiegenheitspflicht nicht ein Leben lang bestehen.

Dokumente öffentlich machen

FISA-Dokumente sollten nur für einen bestimmten Zeitraum geheim bleiben und danach öffentlich zugänglich gemacht werden, so Ashdown. Seinen Angaben nach habe sein Unternehmen bereits zahlreiche behördliche Anfragen erhalten. Er glaube nicht, dass den meisten Menschen bewusst sei, wie viele Informationen übermittelt würden.

Anonymisierungs-Dienst

XMission betreibe auch einen Tor-Server, da man der Auffassung sei, dass es legitime Gründe für Anonymität im Internet gebe. Dazu gebe es derzeit auch die meisten behördlichen Anfragen des FBI oder Department of Justice. Auf diese Anordnungen würde man bei XMission stets damit antworten, dass man keinen Zugriff auf die Daten habe. Das sei dann auch für die Behörden ein "totes Ende".

Privatsphäre zählt mehr

Da XMission nur ein kleiner Provider sei, müsse sich Ashdown nicht vor einem Aufsichtsrat verantworten. Mehrere größere Unternehmen würden jedoch Geld für die Informationen erhalten, üblicherweise von der Regierung. Für Ashdown sei es jedoch wichtiger für Privatsphäre und Bürgerrechte einzutreten. (red, derStandard.at, 22.7.2013)