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Verteidigungsminister Gerald Klug, flankiert vom neuen Generalstabschef Othmar Commenda (links) und vom Streitkräftekommandanten Franz Reissner (rechts), bei der Beobachtung einer Übung.

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General Othmar Commenda hat sich einen Ruf als Reformer erworben, weil er bereits "ÖBH 2010" gemanagt hat.

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Die Truppe führt Franz Reissner, der ein Jahrgangskamerad von Commenda ist.

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Der Monte Pasubio gilt Militärhistorikern als Musterbeispiel für den Stellungskrieg: Hier, an der Grenze zwischen Trentino und Veneto, war der am härtesten umkämpfte Frontabschnitt des Ersten Weltkriegs, auf diesem Bergmassiv wurden mehr Granaten abgefeuert als vor Verdun, die Minengänge und Versorgungstunnel der italienischen und österreichischen Alpintruppen zeugen noch heute von den Schrecken des Krieges. Und die Gemeinde Vallarsa hat die gute Idee gehabt, im ehemaligen Frontgebiet weithin bekannte Friedenswege anzulegen.

Weniger bekannt ist, dass die Spitze des österreichischen Bundesheeres heute von Ehrenbürgern dieser inzwischen italienischen Gemeinde (zur Zeit der Monarchie hieß sie Brandtal) gestellt wird. Und das kam so: Als in den Siebzigerjahren des vorigen Jahrhunderts die Regierung Kreisky das Bundesheer reformierte, wählten die jungen Fähnriche an der Militärakademie Wiener Neustadt in Erinnerung an die Tapferkeit und das Durchhaltevermögen der Kämpfer vom Monte Pasubio den Jahrgangsnamen Pasubio. Ausmusterung der jungen Leutnante war im Jahr 1979.

Am 8. September des Vorjahres reisten die heute in hohe und höchste Offiziersränge aufgestiegenen Absolventen des Jahrgangs Pasubio gemeinsam nach Vallarsa, wo der Gemeinderat jedem Einzelnen die Ehrenbürgerschaft verliehen hat.

Wieder ein Jahr später sind die Absolventen von 1979 an den wichtigsten Schlüsselstellen des Bundesheeres gelandet. An der Spitze steht General Othmar Commenda, der von Verteidigungsminister Gerald Klug zum Nachfolger des ebenso angesehenen wie wegen seiner Unbeugsamkeit umstrittenen Generals Edmund Entacher bestellt worden ist.

Commenda gilt als Idealbesetzung für die wichtigste Managementfunktion im Bundesheer: Er begann als Panzeroffizier, absolvierte Auslandseinsätze und Auslandsausbildungen (unter anderem am US Army War College in Carlisle und der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg), war Kommandant der Aufklärungstruppe und kam unter Herbert Scheibner (damals für die FPÖ Verteidigungsminister) 2001 ins Ministerkabinett.

Commenda gilt als politisch bestens vernetzt, obwohl er sich selber als parteilos bezeichnet. Unter dem schwarzen Minister Günther Platter wurde er mit der Umsetzung der Bundesheerreform "ÖBH 2010" beauftragt. Unter dem roten Minister Norbert Darabos wurde er stellvertretender Generalstabschef (und agierte vorübergehend als solcher, als Vorgänger Entacher von Darabos rechtswidrig seines Amtes enthoben wurde).

Lob für Minister Klug

Dieter Jocham, agierender Präsident der Österreichischen Offiziersgesellschaft und ein Jahr vor Commenda (1978, Jahrgangsname Flitsch-Tolmein) ausgemustert, lobt die Entscheidung des Ministers: "In die Personalbesetzungen hat wenig Parteipolitik, aber viel Stabsarbeit hineingespielt. Und die wesentlichen Leute kommen gut miteinader aus - das war nicht immer so im Verteidigungsressort."

Es mag auch mitspielen, dass Commenda an vielen Schaltstellen auf Jahrgangskameraden (und Ehrenbürger von Vallarsa) trifft: Sein Stellvertreter, Generalmajor Bernhard Bair, ist ein Jahrgangskamerad. Ebenso die beiden Chefs der militärischen Geheimdienste, die noch von Klugs Vorgänger Darabos bestellt worden sind: Seit drei Jahren führt Generalmajor Anton Oschep das Abwehramt, das quasi den Werksschutz des Bundesheeres darstellt. Dieser Dienst stand lange in einem gewissen Konkurrenzverhältnis zum größeren Auslandsgeheimdienst, dem Heeresnachrichtenamt (HNaA). Aber das hat sich aufgehört, seit Oscheps Vorgänger Wolfgang Schneider engere Kontakte zu den anderen Diensten (neben dem HNaA auch zum Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung) geknüpft hat.

Schneider war Lehroffizier für den Jahrgang Pasubio - und damit auch für den jetzigen HNaA-Chef Generalmajor Edwin Potocnik. Dass die Jahrgangskameraden gut miteinander können, wirkt sich wohl auch im Auslandseinsatz aus: Auch die Führung der EU-Truppe Eufor in Bosnien-Herzegowina ist einem Absolventen des Pasubio-Jahrgangs übertragen: Generalmajor Dieter Heidecker.

Und das wichtigste Inlandskommando hat ebenfalls ein Pasubio-Absolvent: Generalleutnant Franz Reissner ist der Streitkräftekommandant mit Sitz in Graz. Reiszner wurde im vergangenen Herbst noch von Minister Darabos bestellt - und gilt als fachlich beste Wahl, obwohl Neider darauf verweisen, dass Reiszner seine Nähe zur SPÖ bei der Bestellung geholfen haben könnte.

Im Gespräch mit dem STANDARD verweist Reissner darauf, dass das Bundesheer bezogen auf die Eintrittswahrscheinlichkeit von Einsätzen - sowohl strukturell als auch von der Geräteausstattung her. ÖOG-Präsident Jocham bleibt dagegen skeptisch: "Wie groß der Handlungsspielraum ist, das sehen wir etwas weniger rosa als die gut getroffenen Personalentscheidungen."

Reissner sieht sich jedenfalls nicht nur als Kommandant, sondern auch als Managerund betont, dass die Transformation der Streitkräfte zur Erfüllung von gegenwärtigen und künftigen nationalen und internationalen Aufgaben gut gelungen ist: "Wir können politische Absichten aus eigener Kraft und im multinationalen Zusammenwirken heute mit einer Unmittelbarkeit, Autarkie, Durchhaltefähigkeit, operativen Mobilität und im Zusammenwirken mit allen relevanten Organisationen und Ebenen ("comprehensive approach") umsetzen wie nie zuvor."Das Bundesheer ist gerade dabei, ein auch für andere Armeen nutzbares Gebirgsausbildungszentrum zu schaffen.

Gesamte Führung neu

Im Ministerium hat Klug praktisch die gesamte Führung ausgetauscht - wobei auch jüngere Jahrgänge als Pasubio zum Zug gekommen sind. Die Sektion II, die Planungssektion, wurde mit Franz Leitgeb besetzt, zum Leiter der Sektion III (Bereitstellung) wurde Norbert Gehart bestellt, und die Einsatz-Sektion IV bekam Karl Schmidseder.

Schmidseder war seinerzeit der Nachfolger von Reissner als Militärkommandant von Wien, er wechselte ins Kabinett von Norbert Darabos, wo er engagiert die Umstellung des Bundesheeres auf ein Berufsheer betrieben hat. Nun muss er weiter ein Wehrpflichtigenheer managen.

Zudem hat Klug in den letzten Wochen acht Gruppenleiter, den Kommandanten des Kommandos Einsatzunterstützung (Brigadier Andreas Pernsteiner) und acht weitere hohe Kommandofunktionen bei den Brigaden und Bataillonen neu bestellt. (Conrad Seidl, DER STANDARD, 20./21.7.2013)