Innsbruck - Die durch einen innerparteilichen Machtkampf erschütterte Liste Vorwärts Tirol hat eine neue Obfrau: Die ehemalige ÖVP-Landesrätin Anna Hosp wurde am Freitag bei einer zweistündigen Generalversammlung in diese Position gewählt. Acht der neun anwesenden Gründungsmitglieder wählten sie, Hosp selbst enthielt sich der Stimme. Hosp folgt damit Klubobmann, Landtagsabgeordnete Hans Lindenberger nach, dessen Lager sich zuletzt mit der Ex-ÖVP-Politikerin und deren Getreuen heftig bekämpfte.

Die neue Parteiobfrau kündigte nach der Sitzung vor Journalisten an, mit Lindenberger und seinen Mitstreitern, darunter die drei weiteren Landtagsabgeordnete von Vorwärts Tirol, das Gespräch zu suchen. "Es ist nie zu spät. Alles ist lösbar. Ich werde einen Brückenschlag machen", erklärte die Neo-Obfrau. Die Partei gebe es jetzt seit sechs Monaten, aber: "Jedes Baby braucht neun Monate. In den kommenden drei Monaten müsste das zu schaffen sein."

"Abgeschlagene Finger"

Die Ablehnung des Angebots folgte jedoch prompt. Lindenberger sagte, dass ein Gespräch keinen Sinn mehr habe. Durch Lobbying von Hosp und Innsbrucks Bürgermeisterin und Vorwärts-Mitbegründerin Christine Oppitz-Plörer seien ihm und seinen Mitstreitern die "Finger wund geschlagen worden". "Mit abgeschlagenen Fingern kann man nicht die Hand reichen", erklärte der ehemalige Parteiobmann. Am Freitagvormittag schloss er zudem nicht aus, dass sich der Landtagsklub aufgrund des nicht mehr kittbaren Zerwürfnisses innerhalb der Partei noch vor der nächsten Landtagsitzung im Herbst umbenennen werde. Auch über einen möglichen Parteiaustrittes würden er und seine Mitstreiter "beraten", meinte Lindenberger.

Laut Hosp gehört Lindenberger auch dem neuen Vorstand an, obwohl er zusammen mit den anderen Landtagsabgeordneten öffentlichkeitswirksam mit Unterschrift seinen Austritt aus dem Gremium erklärt hatte. Der alte Vorstand sei aber nicht entlastet worden, betonte die Parteiobfrau unter Verweis auf eine angebliche Überziehung des Wahlkampfbudgets um rund 700.000 Euro. Die Partei war mit einer Wahlkampf-Rechnung eines Innsbrucker Unternehmers in dieser Höhe konfrontiert worden. Der Unternehmer, der Werbemittel für die Partei zur Verfügung stellte, reichte zudem Klage gegen Vorwärts Tirol ein. Lindenberger bestritt stets die Richtigkeit de Forderung. Hosp meinte am Freitag, dass sie "alles tun" werde, einen Rechtsstreit noch abzuwenden. Ein externer Wirtschaftsprüfer soll eingesetzt werde und "sich das alles anschauen".

Hosp hatte zuletzt mit heftiger Kritik an ihrem Vorgänger an der Parteispitze aufhorchen lassen. Sie sprach von einem "finanziellen und imagemäßigen Fiasko", das dieser hinterlassen habe. Lindenberger stehe für ein "System der Machtkonzentration" und sei nicht bereit gewesen, alle Bezirke und Ebenen der Partei einzubinden. Sie habe sich, "gleich wie viele andere", von dessen "rhetorischem Talent täuschen lassen".

Oppitz-Plörer, die bei der Generalversammlung ebenfalls anwesend war, zeigte sich den wartenden Journalisten nach der Sitzung übrigens nicht. Seit dem Ausbruch der heftigen Turbulenzen vor rund zwei Wochen schwieg die Innsbrucker Stadtchefin beharrlich. (APA, 21.7.2013)