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Rascher Verbrauch, rascher Ersatz: Beim Diplodocus waren Zähne von geringer Lebensdauer.

Foto: REUTERS/Copyright Science/Painting by M. W. Skrepnick, under the direction of L. M. Witmer

New York - Die langhalsigen Sauropoden hatten keine idealen Zähne für die pflanzliche Nahrung, von der sie lebten. Die Zähne waren stift- oder spatelförmig - nicht geeignet zum Zermahlen der Nahrung, wie dies die jüngere und evolutionär sehr erfolgreiche Gruppe der Hadrosaurier vermochte.

Dafür hatte das Sauropoden-Gebiss eine andere bemerkenswerte Eigenschaft, wie US-Forscher im Fachjournal "PLoS One" berichten: Abgenutzte Zähne wurden erstaunlich schnell durch neue ersetzt. Der Diplodocus liegt unter den untersuchten Spezies an vorderster Stelle: Alle 35 Tage wuchs ihm ein neuer Zahn nach. 

Die Untersuchung

Das Tempo, mit dem die Dinosaurier zahnten, könnte Rückschlüsse auf das bevorzugte Futter und Fressgewohnheiten erlauben, vermuten die Autoren um den Paläontologen Michael D'Emic von der Universität Stony Brook. Vermutlich verschlangen pflanzenfressende Riesen wie der bis zu 30 Meter lange Diplodocus so große Mengen Futter, dass sie sich dabei immer wieder buchstäblich die Zähne ausbissen. Der rasante Zahnwuchs könnte ein Ausgleich für den großen Verschleiß gewesen sein.

Wie lange Zahnersatz bei einzelnen Dinosauriern dauerte, untersuchten die Forscher anhand von Dünnschliff-Präparaten von Zähnen. Unter dem Mikroskop sind darauf feine Wachstumslinien zu erkennen. Ähnlich wie bei den Jahresringen am Baum lässt sich so das Alter des Zahns bestimmen - allerdings in Tagen. Um die Geschwindigkeit beim Zahnwuchs zu messen, brauchten die Forscher nicht nur die Zähne selbst, sondern auch den Nachwuchszahn aus dem Gebiss.

Die Altersdifferenz zwischen dem gerade genutzten Zahn und seinem Nachfolger ergibt die Zeit, die Dinosaurier für den Zahnersatz brauchten. Für ihre Studie untersuchten die Wissenschafter nicht nur die Zähne des Diplodocus, sondern auch die des Camarasaurus. Dieser wurde fast 20 Meter lang und lebte zur selben Zeit wie der Diplodocus, vor 157 bis 145 Millionen Jahren. Er brauchte deutlich länger für seinen Zahnersatz: 62 Tage.

Mögliche Schlussfolgerungen

Das unterschiedliche Tempo beim Zahnwachstum könnte mit den Futtervorlieben der Riesen zu tun haben. Über die tatsächlichen Ernährungsgewohnheiten der Sauropoden gehen die Meinungen zwar immer noch auseinander, doch liefern die Forscher um D'Emic mit ihren Daten Stoff für weitere Hypothesen. Der Diplodocus bevorzugte demnach vielleicht Nahrung aus Bodennähe. Darum könnte er sich an Sand und Kieseln häufig die Zähne ausgebissen haben, vermuten die Forscher. Der Camarasaurus versorgte sich vermutlich eher mit Nahrung aus der Höhe - und schonte so sein Gebiss. (APA/red, derStandard.at, 20. 7. 2013)