Berlin - Nach dem erfolglosen Auftakt ihrer Tarifverhandlungen stehen Journalisten-Gewerkschaften und Zeitungsverleger in Deutschland schwere Gespräche bevor. In Anschluss an die erste dreistündige Tarifrunde in Frankfurt sprach die Gewerkschaft Verdi am Freitag von "unzumutbaren Forderungen der Verleger".

Die Verleger hatten den Manteltarifvertrag für die rund 14.000 Zeitungsredakteure und Volontäre zum 31. Dezember 2013 gekündigt, sie streben einen neuen Flächentarif an. Die Gewerkschaften fordern auch mehr Gehalt. Die nächste Runde der Tarifverhandlungen findet am 23. August 2013 statt, teilten beide Seiten mit.

Die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in Verdi warf den Verlegern vor, kein Angebot für Gehälter und Honorare vorzulegen. Sie hätten lediglich grobe Themen wie Urlaubskürzungen, erfolgsabhängige Bedingungen für Urlaubsgeld, das Ausweiten der Urheberrechtsklausel und veränderte Tarifgruppen angesprochen, sagte der stellvertretende Verdi-Vorsitzende Frank Werneke. Außerdem wolle der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) regional unterschiedliche Gehälter einführen und diese an die Kaufkraft in einzelnen Regionen koppeln.

Dagegen betonte der Verhandlungsführer der Verleger, Georg Wallraf, die Gehaltsvorstellungen der Gewerkschaften ließen sich nicht von den übrigen Verhandlungsthemen trennen. Der BDZV wolle eine "Paketlösung" und einen neuen Flächentarifvertrag. Das Tarifsystem müsse umgebaut werden, sagte Wallraf. Nach dem Strukturwandel müsse sich das neue Tarifwerk an einen Medienmarkt anpassen, in dem immer mehr Teilnehmer um die Aufmerksamkeit der Leser und Nutzer sowie der Werbekunden kämpften. Wallraf sprach zudem davon, dass der Vertrag "den unterschiedlichen wirtschaftlichen Lebensbedingungen in den verschiedenen Regionen Deutschlands Rechnung tragen" müsse.

Die dju hatte ein Gehaltserhöhung von 5,5 Prozent, der Deutsche Journalisten-Verband einen Anstieg von 6 Prozent gefordert. (APA, 19.7.2013)