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Am Samstag finden rund um den Stephansplatz Streiks und Mahnwachen rund um die Fiakerpferde statt.

Foto: APA/Hans Klaus Techt

Wien - Wiens Kutscher gehen auf die Barrikaden - wenn auch leise: Die Fiaker bestreiken am morgigen Samstag ihren besten Standort, den Stephansplatz. Statt Rundfahrten anzubieten, wollen die Unternehmer zwischen 11.00 und 14.00 Uhr Passanten informieren. Die Pferde bleiben für diese Zeit im Stall. "Wir wehren uns gegen die Lügen und veterinärmedizinisch unhaltbaren Vorwürfe", erklärte Fiakerin Martina Michelfeit, stellvertretende Branchensprecherin in der Wiener Wirtschaftskammer. Die Tierschützer wollen ebenfalls auf ihre Anliegen aufmerksam machen und halten zeitgleich - ebenfalls am Stephansplatz - eine "Mahnwache" ab.

Entfacht wurde die - nicht zum ersten Mal geführte - Debatte um die vor allem bei Touristen beliebten Gespanne durch die kürzlich erhobene Forderung der Hauptstadt-Grünen, den Vierbeinern an Tagen über 30 Grad hitzefrei zu geben. Umweltsprecher Rüdiger Maresch hatte von Tierquälerei gesprochen.

Fiaker seien "angestänkert und beschimpft" worden

Derlei Anwürfe seien "veterinärmedizischer Humbug", bekräftigte Michelfeit am Freitag. Deshalb will man den Anschuldigungen Flugblätter und Fotos, die über Haltung und Lebens- bzw. Arbeitsbedingungen der Zugtiere informieren, entgegenhalten. Nicht zuletzt auch deshalb, da man in den vergangenen Tagen vermehrt "angestänkert und beschimpft" worden sei.

Rund zehn Fiaker werden im Zuge des Protests am Stephansplatz stehen. Zwei speziell drapierte Zeugl sollen ebenfalls vor Ort sein - freilich ohne dazugehörige Pferde. An den anderen Standorten wie Michaelerplatz, Burgtheater und Albertina herrscht indes normaler Fahrbetrieb.

Tierschützer werden ebenfalls Informationen verteilen

Zeitgleich wollen sich die Tierschützer mit ihrer Kritik an der Fiakerei ebenfalls Gehör verschaffen. Sie werden - ebenfalls zwischen 11.00 und 14.00 Uhr am Stephansplatz - eine "Mahnwache für ein Fiaker-freies Wien" abhalten. Aktivisten vom Verein gegen Tierfabriken (VgT) und des WEEAC (World Event to End Animal Cruelty) wollen als Sprachrohr für die ihrer Ansicht nach geschundenen Vierbeiner dienen.

"Tradition mit Tierleid"

Ausgestattet mit Pferdemasken und Sprechblasen werde man mit Transparenten und Flyern auf die Anliegen aufmerksam machen, kündigte Elisabeth Sablik an, beim VgT für Kampagnen zuständig. Bei den Fiakern handle es sich um eine "Tradition, die mit Tierleid verbunden ist". Pferde hätten in einer Großstadt nichts zu suchen, da sie Fluchttiere seien und durch Lärm und Verkehr gestresst würden. Die Sommertemperaturen seien ebenfalls problematisch. Pferde seien zwar Steppentiere, würden sich aber - anders als in der Natur - nur angeschirrt bewegen können und durch hitzeabstrahlende Straßen und Hausfassaden sehr belastet werden, betonte Sablik.

Online-Petition von Vier Pfoten

Indes hat sich die Tierschutzorganisation "Vier Pfoten" nun offiziell der grünen Forderung nach Hitzefreiheit angeschlossen. Um diesem Punkt Nachdruck zu verleihen, wird nun eine Online-Petition gestartet. Neben Arbeitsverbot ab 30 Grad wünscht sich "Vier Pfoten" zudem kürzere Einsatzzeiten für die Pferde, genügend Schutz für Sonneneinstrahlung und Fahrten ausschließlich in Grünanlagen - also außerhalb des Stadtzentrums. (APA, 19.7.2013)