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Kevin Kampl hat eine dynamische Spielweise.

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Wien/Salzburg - Kevin Kampl ist Slowene. Da er aber in Deutschland, konkret in Solingen, aufgewachsen ist, sagt er: "Ich hab so richtig Bock auf die neue Saison." Der 22-jährige Mittelfeldspieler ist "hungrig auf Titel". Als Angestellter von Red Bull Salzburg hat man diesbezüglich keine Alternative. Ein Gusto auf Platz zwei oder drei ist strikt untersagt, das käme fast einem Vertragsbruch gleich. Dass die Wiener Austria Meister wurde, habe schon wehgetan, sagt Kampl. "Obwohl sie es natürlich verdient hat. Sie spielte eine außergewöhnliche Saison."

Jene der Salzburger sei auch nicht übel gewesen, 77 Punkte reichen im Normallfall allemal. "Aber es war nicht normal." Es blieben Platz zwei und die Peinlichkeiten in der Champions League gegen Düdelingen und im Cup-Halbfinale gegen Pasching. Kampl war nur ein Teilgeschädigter, er wurde erst nach Düdelingen, quasi als Reaktion, verpflichtet. Von Anfang an hat er das Mittelfeld der Salzburger aufgrund seiner Dynamik bereichert. "Pasching habe ich verarbeitet. Man muss speziell aus argen Niederlagen lernen."

Perfekte Vorbereitung

Kampl hat vor, "in jedem Spiel Lösungen zu finden". Jeder Gegner sei ernst zu nehmen. Zum Beispiel Wiener Neustadt, die Niederösterreicher sind am Samstag der erste Herausforderer. "Nicht nur ich, die ganze Mannschaft denkt so." Die Vorbereitung sei perfekt verlaufen, der 3:1-Erfolg im Test gegen Schalke dürfe zwar nicht überwertet werden, "es war aber schon ein Zeichen". Mit ein Grund für den kollektiven Optimismus sei die geänderte Vereinspolitik. "Man setzt auf Kontinuität, deshalb sind wir eingespielt, wir haben uns weiterentwickelt." Trotzdem wurde der Konkurrenzkampf speziell im Mittelfeld erhöht, so kehrte Jakob Jantscher zurück, er war an Dynamo Moskau verliehen. Kampl: "Es ist leistungsfördernd, wenn es für einen Platz mehrere Anwärter gibt."

Dass die Beliebtheit von Red Bull sogar in Salzburg ausbaufähig und der Weg zum Herzensklub ein steiniger (fast felsiger) ist, weiß er als Betroffener. "Wir müssen um jeden Fan kämpfen. Indem wir ihn mit gutem Fußball begeistern." Als Spieler finde man in Salzburg "außergewöhnliche Verhältnisse vor. Jeder muss froh sein, hier kicken zu dürfen, die Voraussetzungen und Bedingungen sind auch im internationalen Vergleich perfekt." Für eine zumindest sehr starke Saison spricht, "dass Trainer Roger Schmidt gehalten wurde. Er ist der beste Coach, den ich je hatte, er kann Fußball vermitteln und ist menschlich einwandfrei." Kampl legt wert darauf, "dass ich kein Schleimer bin".

Bock

Der Spanier Jonatan Soriano wurde zum neuen Kapitän bestellt, Fanz Schiemer ist sein Vertreter. Am Freitag wird der erste Gegner in der Quali zur Champions League zugeteilt, infrage kommen Lyon, Eindhoven, Fenerbahce Istanbul, Zenit St. Petersburg oder Metalist Charkiw. Alle sind kein Honiglenken, Kampl ist trotzdem optimistisch. "Jeder Fußballer träumt von der Champions League. Warum soll der Traum nicht Wirklichkeit werden? Aber die Hausaufgabe ist die österreichische Liga. Die ist nicht so schlecht, wie viel denken."

Herrn Dietrich Mateschitz ist Kevin Kampl noch nie begegnet. Gesehen hat er ihn (aus der Ferne), Händeschütteln plus Wortwechsel sind maximal angedacht. "Er hat halt gerne seine Ruhe. Was ich ihn fragen würde? Warum er das macht, ich würde mich über die Firma Red Bull erkundigen und über die Formel 1." Kampls Vertrag läuft noch drei Jahre. "Da kann in Salzburg einiges passieren. Ich habe richtig Bock." (Christian Hackl, DER STANDARD, 19.7.2013)