Experimentalarchäologische Rekonstruktion eines halltstattzeitlichen Gehöftes am Burgstallkogel. Heute befinden sich in diesem Gebiet etwa 700 gut erhaltene Hügelgräber aus der Zeit zwischen 800 und 550 vor unserer Zeitrechnung.

Foto: UMJ / N. Lackner

Großklein - Bei den hallstattzeitlichen Siedlungen und Gräberfeldern am Burgstallkogel in Großklein im südsteirischen Bezirk Leibnitz findet seit Anfang Juli eine Lehrgrabung mit Studenten der Karl-Franzens-Universität Graz statt. Gearbeitet wird sowohl an den Siedlungsterrassen als auch an einem Grabhügel. Das Ziel des Projektes ist die komplette Dokumentation der rund 700 Grabhügel als Basis für weitere Forschungen in diesem Bereich.

Schon Mitte des 19. Jahrhunderts versuchten südweststeirische Bauern Keramik- oder Metallfundstücke, die sie auf ihren Grundstücken gefunden hatten, an das damalige Museum Joanneum zu verkaufen. Zu dieser Zeit begannen auch die wissenschaftlichen Forschungen in diesem Gebiet. Heute befinden sich dort etwa 700 gut erhaltene Hügelgräber aus der Hallstattzeit (etwa 800 bis etwa 550 vor unserer Zeitrechnung), die sich auf einer Fläche von ungefähr 800 Hektar rund um den Burgstallkogel verteilen. In den bisher erforschten Gräbern fand man außergewöhnlich viele metallene und keramische Grabbeigaben. Bemerkenswert sind die vier großen Fürstengräber, die unter bis zu fünf Meter hohen Hügeln verborgen sind.

Von Raubgräbern verschontes Grab

Seit 2010 vermisst, dokumentiert und erforscht die Abteilung Archäologie und Münzkabinett am heutigen Universalmuseum Joanneum die Siedlung und das Gräberfeld. Zur Zeit arbeitet man an der noch vollkommen unerforschten sogenannten Haiblwaldgruppe, die aus 14 fast eingeebneten Grabhügeln besteht. Bisher fand man ein größeres Keramikgefäß mit Asche und Keramikscherben. "Dieses eine Grab wurde im Gegensatz zu vielen anderen Hügeln noch nicht von Raubgräbern geöffnet und zerstört", erzählte Marko Mele, der Leiter des Projektes.

Bei Grabungen im ehemaligen eisenzeitlichen Siedlungsgebiet fand man neben mehreren verzierten Keramikscherben auch eine metallene Nadel einer Fibel und eine kleine Glasperle. "Die Glasperle muss damals durch den Fußboden gefallen sein", so Mele. Der Fund von Glas sei in dieser Gegend ungewöhnlich, weil es bisher keinen Nachweis einer Glasproduktion gab. Das Artefakt könnte über den Fernhandel aus dem Mittelmeerraum gekommen sein. Die Dauer der Besiedelung des Burgstallkogels ist eines der zentralen Themen des Projektes - man weiß nicht genau, wann und warum die Menschen die Siedlung aufgaben.

Mit geomagnetischen Vermessungen und Laserscans aus der Luft machen sich die Forscher vor den Ausgrabungen ein Bild der Umgebung. Auch neue Fundbereiche können dadurch zutage treten. Mit den genauen Einmessungen, den GPS-Daten, der Auswertung der natürlichen Landschaftskonturen und der Kartierung der Funde sollen neue Erkenntnisse über die Struktur der eisenzeitlichen Bevölkerung erlangt werden.

Im August werden weitere Grabungen stattfinden, bei der Studenten aus anderen Teilen Europas teilnehmen werden. (APA, 21.07.2013)