Gesichtserfassung in Echtzeit mit einer Webcam.

Foto: Snappers System

Ein ägyptisches Start-up namens Snappers Systems arbeitet an Technologien zur Aufnahme von Körper- und Gesichtsbewegungen in Echtzeit, die ohne Marker auskommen und zumindest den Demovideos zufolge beeindruckende Ergebnisse liefern. Ziel der Computeringenieure Yasser El-Sherbiny und Khaled Wagdy ist die Entwicklung kostengünstiger Motion-Capture-Systeme, die sich flexibel für die Film- und Videospielproduktion einsetzen lassen und mit bestehender 3D- und Animationssoftware kompatibel sind.

Körpererfassung

Zur Erfassung der Körperbewegungen setzen die Entwickler auf die "Inertial Motion Capture"-Technologie (IMC), bei der keine speziellen Kameras und Markerpunkte benötigt werden. Anstelle dessen werden Lage- und Richtungssensoren am Körper angebracht, deren Informationen in Echtzeit und kabellos an den Computer übertragen werden. Um Fingerbewegungen aufzunehmen, werden Datenhandschuhe eingesetzt.

(Video: New Motion Capture System by Snappers Systems)

Das hat den Vorteil, dass Schauspieler nicht in speziellen Motion-Capture-Studios aufgenommen werden müssen und das System mobil ist. Zum Vergleich: Bei markerbasierten Systemen, wie sie in den meisten aktuellen Film- und Videospielproduktionen genutzt werden, werden eigene Studios mit Dutzenden Infrarotkameras benötigt, die rund um die Akteure positioniert sind. Die IMC-Technologie wurde ursprünglich vom Militär entwickelt, wobei Profisysteme zunächst bis zu 80.000 Dollar kosteten. Mittlerweile sind von verschiedensten Herstellern neuere Produkte für wenige tausend Dollar am Markt.

Alles in einem

Die Lösung von Snappers Systems soll künftig sogenanntes Full-Performance-Capturing ermöglichen, bei dem Körper und Gesicht eines Schauspielers gleichzeitig aufgenommen werden. Für die Aufnahme der Mimik bauen die Entwickler ebenfalls auf eine kostengünstige markerlose Technologie, die lediglich eine Webcam und eine entsprechende Software benötigt, um die Bewegungen auf ein Computermodell zu übertragen. Wie in einem Demovideo zu sehen ist, wird dem Schauspieler hierfür eine Vorrichtung auf den Kopf gesetzt, die die Kamera auf sein Gesicht richtet.

(Video: CGI Real-Time MoCap Demo HD: "Markerless Real-Time Facial Mocap" by Snapper Systems)

Die Arbeiten an dem Projekt starteten bereits 2010, wurden jedoch laut Sherbiny und Wagdy durch die ägyptische Revolution unterbrochen und erst 2011 wieder aufgenommen. Wann mit einem marktreifen Produkt zu rechnen ist, sagen die Forscher bisher nicht. Testfortschritte veröffentlichen sie laufend auf der Facebook-Seite ihres Start-ups. Sollten sie eines Tages tatsächlich ein günstiges Full-Performace-Capture-System auf den Markt bringen, könnte das die Animationsfilm- und die Spielentwicklung vorantreiben. Bisher können es sich nur wenige große Studios leisten, markerbasierte Systeme für ihre Produktionen zu verwenden. (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 18.7.2013)