Der Pontifex fand klare und unmissverständliche Worte: "Es schmerzt mich, wenn ich Pfarrer oder Nonnen in den neuesten Automodellen sehe. Das geht nicht! Das geht nicht!", ermahnte Papst Franziskus unlängst die Eleven eines Priesterseminars. Derlei modischer Tand führe nicht auf den Weg des Glücks, warnte der Oberhirte der römisch-katholischen Kirche.

Der Heilige Vater, ein Anhänger der Lehren von Franz von Assisi und ergo ein Vertreter der neuen Bescheidenheit, ist bekanntlich kein Freund des maßlosen Individualverkehrs. Während seiner Zeit als Kardinal in Buenos Aires ließ er seinen Dienstwagen konsequent stehen und fuhr mit den Öffis, seit seinem Amtsantritt im Vatikan steht der opulente Fuhrpark Seiner Heiligkeit still, selbst dem Papamobil läutet das Totenglöckchen ("Niemand kann seine Freunde in einer Glaskiste besuchen."). Stattdessen lässt sich der Stellvertreter Christi auf Erden im Ford Focus herum kutschieren.

Garantiert gottgefällig

In seine Ansprache vor den Seminaristen verpackte Franziskus zudem eine Botschaft, die gleichsam an alle Gläubigen der katholischen Kirche adressiert war: "Ein Auto ist notwendig, um damit die Arbeit zu erledigen. Aber nehmt ein bescheideneres Modell! Und wenn dir dieses schöne Auto so gefällt: dann denk daran, wie viele Kinder verhungern. Nur daran!"

Dem Religionsführer und seinen Schäfchen kann geholfen werden: Hier sind die zehn günstigsten Automodelle der Welt. Garantiert einfach. Garantiert bescheiden. Garantiert gottgefällig. Allesamt Neuwagen zwar, aber zu Dumping-Preisen, die jedem Bettelorden-Novizen frommen.

In die Auswahl kamen ausschließlich Fahrzeuge von Großserienherstellern, ambitionierte Bastelübungen aus Asien oder von Schurls Hinterhof scheiden aus, die angegebenen Beträge sind jene Preise, die samt Steuern im Produktionsland aufgerufen werden. Falls Sie günstigere oder ähnlich günstige Geräte kennen: Posten Sie die Modelle im Forum.

Bevor wir unseren Tiefpreis-Countdown starten, gibt's noch einen kleinen Zusammenschau jener Modelle, die es nicht in die Top Ten geschafft haben. Weit abgeschlagen ist etwa der gemeinhin als "Billig-Auto" bekannte Dacia Logan, der in Rumänien noch immer in einer Stufenheck-Version angeboten wird. Das Modell "Acces" mit 75-PS-Benziner ist für 6.790 Euro wohlfeil. Viel zu teuer.

Foto: dacia

Weit entfernt von den Super-Preisbrechern ist auch der brasilianische Basis-Motoriker Fiat Uno Mille. Kenner werden die Billig-Kante als den in Europa zwischen 1989 und 1995 erhältlichen Uno der zweiten Generation erkennen. Fährt als 1,0 Flex ohne Radio, Fußmatten oder Heckscheibenwischer (ist im Ausstattungspaket "Visibilidade" versteckt) vom Hof, das aber mit mehr Bodenfreiheit und zu einem relativ stolzen Einstiegspreis von 22.230 brasilianischen Real, also 7.700 Euro.

Foto: fiat

Klar aus dem Bestpreis-Ranking gefallen ist auch der Tata Indica. Das seit 1998 gebaute Fließheck ist in seiner indischen Heimat noch immer ein Bestseller. Die Modellgeneration V2 (Version 2) läuft ausschließlich mit 70-PS-Dieselmotor auf, der Basis-Indica LS hat Servolenkung und Klimaanlage - aber keine Heizung. Der Fünftürer schmückt Pfarrhof oder Ashram für ungefähr 431.000 Rupien (5.600 Euro), der exakte Preis hängt davon ab, wo in Indien gekauft wird. Neu-Delhi ist billig.

Foto: tata

Ebenfalls deutlich zu teuer kommt der BYD F0. Hinter dem Programmiercode versteckt sich ein richtiges Auto. Die chinesische Marke mit dem optimistischen Namen ("Build your Dream") bringt den Fünftürer unters Volk. Selbiges ist für 40.900 Yuan, umgerechnet 5.200 Euro, dabei. Bei dem 2008 am Autosalon in Genf präsentierten Winzling handelt es sich übrigens um einen Kleinkriminellen, ist er doch eine Raubkopie des in Europa bekannten Toyota Aygo. Der Hersteller zog nach Androhung von Strafverfolgung die logische Konsequenz - und verkauft den F0 nur noch am chinesischen Markt. Und damit genug mit sündhaft teuren Automobilen. Hier sind die Top Ten der günstigsten Autos der Welt:

Foto: byd

Platz 10: Geely LC. Sieht aus, wie ein Pandabär, der über seine eigene Putzigkeit staunt. Der mobilisierte Bussibär ist auch als Gleagle Panda oder Geely Panda bekannt und wird in China per Online-Shop vertrieben. Gilt in der Heimat als It-Car der yuppifizierten Jugend. Besser als der F0 kaschiert der seit 2011 verfügbare Wagen seine Genetik: unterm glubschigen Kleid werkt ebenfalls gut kopierte Aygo-Technik. Für 4.800 Euro gibt's eine abgestrippte Basis-Version mit 68 PS. Das Fehlen von ABS, Airbags und Servolenkung vermitteln schöne Lektionen in Demut.

Foto: geely

Platz 9: Chery QQ3. Ein Wagen mit unzähligen Namen und einem bekannten Gesicht: Wer hier einen Daewoo Matiz erkennt, liegt zweifellos richtig. Daewoo-Mutter General Motors sah das ähnlich und warf den Chinesen Kopismus vor. Chery war's leidlich egal: Der QQ3 (auch QQ) wird fleißig weiter gebaut und bis nach Chile, Russland und in den Iran verkauft. War bis vor einigen Jahren deutlich günstiger, der aktuelle Ab-Preis von 4.700 Euro kann sich dennoch sehen lassen. Dafür gibt's 51 PS und technisch einen Flashback in die späten Neunziger.

Foto: chery

Platz 8: Chery A1. Deutlich mehr Auto für weniger Geld bietet hingen der A1. Ab 36.800 Yuan (4.530 Euro) kostet der 3,7-Meter-Kleinwagen mit der Van-Silhouette. Der seit 2007 gebaute Chinese wird von Chery als "Weltauto" angepriesen und hat bereits an Europa angedockt. In Serbien läuft der A1 unter dem stolzen Namen "Ego".

Foto: chery

Platz 7: Ganz im Sinne von Papst Franziskus ist der Uz-Daewoo Matiz eingepreist. Ab 4.200 Euro (179.000 Rubel) setzt sich der Usbeke in Szene. Im Gegensatz zum Chery QQ3 ist dieser Matiz ein von GM abgesegneter Lizenzbau. Staatspräsident Islom Karimov, seines Zeichens gewiss kein lupenreiner Demokrat, gedachte mit abgelaufener südkoreanischer Ware die hiesige Automobilwirtschaft anzukurbeln. Der Hersteller UzAvtosanoat wurde vom Langzeit-Präsidenten gegründet, wird von einem Gewährsmann geleitet und ist nicht zuletzt für alle Autoimport- und Export-Regularien im Land zuständig. Praktisch.

Foto: daewoo

Platz 6: Hyundai Santro Xing. Ein weltläufiger Südkoreaner mit indischem Pass. Die zweite Generation des Hyundai Atos wurde in Europa 2008 von i10 abgelöst, in Indien lief die Produktion unverdrossen weiter. Der unspektakuläre aber grundsolide Kleinstwagen geriet in Indien zum Bestseller. Kein Wunder bei dem Bang for the Buck: 304.500 Rupien, umgerechnet 3.950 Euro. Die Basis-Version kommt ohne Airbags und ABS aus, stattdessen wird im Prospekt stolz auf verstärkte seitliche Streben im Unterboden verwiesen.

Foto: hyundai

Platz 5: Völlig von zeitgemäßen europäischen Sicherheitsbeigaben befreit geht auch dieses chinesische Produkt an den Start: der Changan Benni Mini. Der Hersteller, ein Staatsunternehmen, ist mittlerweile die Nummer vier am Heimmarkt. Anfangs baute man noch Suzukis nach, aktuell betreibt man Joint-Ventures mit Ford und Peugeot. Den Einstieg in die hauseigene Modellpalette markiert der 71-PS-Benni mit 3.800 Euro. Die Ausstattungsliste vermeldet ein interessantes Feature: die "Engine nosie (sic!) reducing device".

Foto: changan

Platz 4: Maruti Alto 800 aus dem Hause Maruti Suzuki. Seit 2012 verfügbar, gibt der 800 eine für den indischen Markt verschlankte Version des Suzuki Alto. Der propere Inder ist am Subkontinent die Nummer eins, nicht zuletzt dank einer aggressiven Preispolitik. 48 PS mobilisiert der Dreizylinder, der mit den 695 Kilogramm des Basis-Modells leichtes Spiel hat. Ab 250.000 Rupien, umgerechnet 3.100 Euro läuft der Fünftürer auf.

Foto: maruti suzuki

Platz 3: Eine Tankfüllung billiger kommt der Zotye Z100, der ebenfalls ein kosmetisch behandelter Suzuki Alto ist. Nur eben ein illegaler. Das Beuteschema der Chinesen ist bekannt: Zuerst ein Joint-Venture mit einem ausländischen Hersteller gründen, die Produktion ins Land holen und sodann eine Halle weiter eine leicht modifizierte Kopie vom Band laufen lassen. Kostet 3.050 Euro aufwärts, widerspricht aber dem siebten Gebot.

Foto: zotye

Platz 2: Der Maruti 800, ein Auto gewordener Gruß aus den Achtzigern, reiht sich mit frugalen Werten am Siegerpodest ein. Ab 2.800 Euro Einstandspreis lautet die knackige Ansage für das indische Suzuki-Alto-Derivat. Dass der Teilespender bereits im Jahr 1986 debütierte, ficht den Hersteller nicht an. Vor kurzem wurde der Motor an aktuelle (indische) Abgasbestimmungen herangeführt, der neuere Alto 800 (Platz 4) wird den rustikalen Zwerg also noch lange nicht beerben. Mit zeitgemäßen Sicherheitsbeigaben hält sich der Maruti nicht auf, stattdessen gibt's 50 gefühlsechte PS!

Foto: maruti suzuki

Platz 1: der Tata Nano. Von medialen Getöse begleitet, ging der Bestpreis-Inder im Jahr 2009 an den Start. Schließlich wurde der Heckmotor-Heckantriebs-Minimalist anfangs für gerade einmal 100.000 Rupien (ca. 1.400 Euro) verschleudert. Doch der Spartaner floppte böse. Eine Million Euro Einheiten wollte man anfangs jährlich verkaufen, doch gerade einmal einige zehntausend Nanos fanden einen Kunden. Obwohl Tata den Einstandspreis mittlerweile erhöhen musste, steht der Nano mit seinem Kampfpreis dennoch ganz oben am Podest: 2.100 Euro. Geringer Obolus, devote Optik und neidresistentes Image - dieser Inder schmückt sowohl Franziskus als auch jeden Franziskaner. (Stefan Schlögl, derStandard.at, 6.8.2013)

Foto: tata