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Welche Krise? In London verdienen Bankmanager und Investmentbanker weiter prächtig: Beinahe jeder vierte Bankmitarbeiter in Europa aus der Liga der Superreichen arbeitet in London.

Foto: Reuters

Wien/London - Wer als Banker richtig gut verdienen möchte, sollte es mit der Jobsuche in London versuchen. In Bukarest oder Sofia ist dagegen für Finanzmanager vergleichsweise wenig zu holen: Das geht aus der ersten umfassenden Analyse der europäischen Bankenaufsichtsbehörde EBA hervor, die sich mit der Vergütung von Spitzenkräften in Europas Geldhäusern beschäftigt.

Konkret hat die EBA zusammengetragen, in welchen der 27 EU-Länder (Kroatien ist noch nicht inbegriffen), wie viele Banker einen Jahresverdienst von über einer Million Euro beziehen. Zur Klasse der absoluten Spitzenverdiener zählen demnach europaweit 3.175 Banker. 2.436 von ihnen, und damit fast 80 Prozent, arbeiten in Großbritannien. Weit abgeschlagen auf Platz zwei landet Deutschland, wo gerade einmal 170 Banker über eine Million Euro im Jahr verdienen, in Österreich schafften den Sprung in die Eliteliga gerade mal zehn Banker, in vielen Ländern Osteuropas wie Bulgarien und Rumänien kein einziger. 

London dominantes Finanzzentrum

Die für den Zeitraum 2011 und 2010 erhobenen Daten der EBA machen deutlich, wie dominant Londons Finanzzentrum in Europa ist. Zugleich dürften die Zahlen in mehreren europäischen Krisenländern für politischen Wirbel sorgen: So zeigt sich, dass 2011 in Spanien 125 Banker ein Gehalt von über einer Million Euro bezogen haben. In der Klasse der Spitzenverdiener sind die spanischen Durchschnittsgehälter sogar mit Abstand am höchsten, die 125 Banker erhielten im Schnitt 2,4 Millionen Euro. Zur Erinnerung: Die Arbeitslosigkeit in Spanien geht auf die 30 Prozent zu, das Land hat erst 2012 einen Antrag an den Eurorettungsschirm gestellt, seither stehen 100 Milliarden Euro zur Rekapitalisierung der maroden spanischen Banken bereit.

Überraschend auch die Zahlen für Irland: Obwohl nahezu das gesamte irische Bankensystem seit 2010 notverstaatlicht wurde, verdienten dort immerhin 21 Banker mehr als eine Million Euro.

Ein neues Schlaglicht wirft die EBA mit ihrer Veröffentlichung zudem auf die umstrittenen Boni-zahlungen. In vielen Ländern dürften die neuen Boniregeln, die in der EU ab 2014 gelten sollen, die Gehälter gehörig umkrempeln.

Variabler Gehaltsanteil sinkt

Künftig darf der variable Teil des Gehaltes von Bankmitarbeitern den fixen Teil nicht übersteigen, mit Zustimmung der Aktionäre darf die Bonuszahlung auf das Doppelte des Fixums ansteigen. Derzeit sieht die Gehaltsverteilung völlig anders aus: Investmentbanker in Frankreich verdienen zum Beispiel fast fünfmal so viel mit Boni wie mit ihrem Fixgehalt, in Großbritannien sind es fast viermal so viel - auch hier ist die Entwicklung in Österreich moderater (Boni belaufen sich auf 138 Prozent des Fixums).

Insgesamt geht aus dem Bericht hervor, dass die Zahl der Spitzenverdiener bei den Banken zurückgeht: So gab es 2010 noch um 300 Banker mehr in der Lohnklasse eine Million plus. "Dieser Rückgang wird weiter anhalten", prognostiziert Gundi Wentner vom Berater Deloitte, die erst Anfang Juli eine Bankengehaltsstudie für Österreich veröffentlicht hat. Sowohl der ökonomische als auch der öffentliche Druck auf die Kreditinstitute sei seit Krisenausbruch stark gestiegen, meint Wentner, weshalb es sich schlichtweg immer weniger Häuser leisten können, Gehälter jenseits der Millionengrenze zu bezahlen. (András Szigetvari, DER STANDARD, 17.7.2013)