Dolly (A. Mandrella) und ihr Witwer (K. Schreibmayer). 

Foto: Hofer

Bad Ischl - Hello, Dolly!, so grüßt man derzeit in Bad Ischl. Zumindest im Festspielhaus, wo zum ersten Mal in der 53-jährigen Geschichte des Operettenfestivals Musical gespielt wird. Das Festival, das seit zehn Jahren nach dem Wahl-Bad-Ischler Franz Lehár benannt ist, ging gerade in sein viertes Jahr, als in New York Jerry Herman Hello, Dolly! komponierte und textete. Eine Geschichte um die verwitwete Heiratsvermittlerin Dolly Levi, die den seinerseits verwitweten Millionär Horace Vandergelder mit der ebenso verwitweten Hutgeschäftsinhaberin Irene Molloy verkuppeln will, ihn zum Schluss aber selber heiratet.

Drei Ladenschwengel, ein Mündel und ein mittelloser Künstler sind auch mit von der Partie; die Handlung folgt einem Theaterstück von Thornton Wilder, der wiederum Motive von Nestroys Einen Jux will er sich machen und Molières Geizigem vermengt hat.

In Bad Ischl hat Hausregisseur Leonard Prinsloo inszeniert, in für ihn untypisch konventioneller Weise. Gefällige 60er-Jahre-Kostüme und ein schwarz-weißes Bühnenbild aus Treppenelementen, Transportkisten und Kleiderkästen hat Monika Biegler beigesteuert, Dirigent Michael Zehetner trifft den Tonfall des klassischen Musicals punktgenau.

Und Musical-Stars sind auch als Solisten engagiert: Ann Mandrella als Dolly, Caroline Vasicek als Irene, Boris Pfeifer als Cornelius. Dazu ein Opernsänger als Horace, nämlich Tenor Kurt Schreibmayer. Eine hübsche, wenngleich etwas gehetzt und pointenarm wirkende Inszenierung, die ein wenig zu amerikatümelnd gerät, wenn etwa die Porträt-Fotomontage eines Bespitzelungs-Obamas im Outfit von Abraham Lincoln über der Bühne wacht.

"Hello, Dolly!" wird es auch am nächsten Wochenende in Bad Ischl heißen, wenn nämlich Dolores "Dolly" Schmidinger Carl Millöckers Operette Gasparone inszeniert.   (Hari Kivinen, DER STANDARD, 17.7.2013)