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Happy End am AMS.

Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Salzburg - Eine arbeitslose Mutter von zwei Schulkindern hat sich am Dienstag in einem Hilferuf an die Medien gewandt: Ihr werde die Notstandshilfe - das einzige Einkommen der vierköpfigen Familie - gestrichen, weil sie den vermittelten Job wegen eines schon im April gebuchten Familienurlaubes nicht sofort antrete. Die 55-jährige Irmgard V. musste heute einen Termin beim Arbeitsmarktservice (AMS) zur "Abklärung noch offener Fragen" absolvieren. "Ich zittere jetzt schon davor. Wenn wir keine Notstandhilfe mehr kriegen, müssen wir jetzt einmal alle Lebensmittelvorräte aufbrauchen", sagte die Akademikerin gegenüber Journalisten. Die Causa nahm zu Mittag dann doch eine glückliche Wende.

"Die häusliche Situation war das ganze Jahr belastend. Wir müssen einmal weg von zu Hause", begründete Frau V., warum sie mit ihren Söhnen im Alter von zehn und 14 Jahren und ihrem krebskranken Lebensgefährten in dessen Heimat nahe Samos in Griechenland von 30. Juli bis 21. August urlauben will. "Wir können bei seinen Verwandten wohnen."

"Ich hoffe jedes Mal, dass sie gut drauf ist"

Das AMS teilte der Stadt Salzburgerin am 9. Juli in einem Schreiben mit: "Da sich im Zusammenhang mit Ihrem Anspruch offene Frage ergeben haben, mussten wir Ihren Leistungsbezug ab 1. Juli 2013 vorläufig einstellen." Sie habe ein Dienstverhältnis bei der "Soziale Arbeit GmbH" (SAG) wegen eines geplanten Urlaubes nicht angetreten, steht in dem Brief. Zur weiteren Abklärung der Ansprüche solle sie beim AMS vorsprechen. Erst danach könne über eine Weitergewährung ihres Anspruches entschieden werde. Irmgard V. fühlt sich aber den Stimmungsschwanken der AMS-Beraterin ausgeliefert. "Ich hoffe jedes Mal, dass sie gut drauf ist."

Die Familie hat es nicht leicht. Der Vier-Personen-Haushalt müsse mit rund 1.500 Euro auskommen. Einzige Geldquellen seien die Notstands- und Familienbeihilfe, schilderte die 55-Jährige. "Das sind knapp 40 Euro am Tag." Ihr mitversicherter, schwerkranker Lebensgefährte beziehe kein Einkommen. Er sei griechischer Staatsbürger und habe in Österreich nur ein halbes Jahr gearbeitet. "Seit zehn Jahren suche ich einen Job. Ich habe schon an die 1.500 Bewerbungen geschrieben", erklärte die Frau ihre triste Situation.

Den Grund, warum sie bisher nur Absagen erhielt, sieht sie darin, dass sie als Frau offenbar zu alt ist. "Die Firmen erwarten, dass Arbeitssuchende jung und lustig sind. Wenn man Kinder hat, spielt das auch eine Rolle. Dass mein Mann schwer krank, verschweige ich. Wenn ich dann ein Job-Angebot kriege, heißt es, 'Sie sind überqualifiziert'. Und in meinem Alter ist man zu teuer. Ich bin schön langsam am Verzweifeln."

Deeskalation der Causa

Die Salzburgerin hat ein Sprachstudium - Englisch und Französisch - absolviert und bis zu der Geburt ihres ersten Sohnes in der Presseabteilung eines Versicherungsunternehmens (von 1988 bis 2001) gearbeitet. 2009 ist sie selbst an Krebs erkrankt. Jetzt hätte sie die Möglichkeit, beim sozialökonomischen Betrieb "Tao & Mode Circel" ein Jahr lang zu arbeiten. Diese Stelle hat die berufliche Integration arbeitsuchender Männer und Frauen zum Ziel.

Erst Ende Juni habe sie erfahren, dass bei "Tao" der Job sofort zu besetzen sei, erläuterte V.. Sie habe sich auch sofort bereit erklärt, einzusteigen. Ihre künftige Vorgesetzte und sie selbst hätten aber über die Sinnhaftigkeit, im Juli zu arbeiten und dann zu urlauben, Bedenken gehabt. Es sei ja auch unmöglich, in einem Monat die dafür erforderlichen Urlaubstage zusammenzubringen, meinte die Betroffene. Dann folgte doch ein "Happy End": Die AMS-Beraterin sei ihr bei dem Termin heute entgegengekommen, zeigte sich die 55-Jährige erleichtert. "Ich erhalte die Notstandshilfe für Juli und kann meinen Urlaub antreten. Unter der Bedingung, dass ich morgen bei 'Tao' zu arbeiten beginne. Das mache ich auch."

Der stellvertretende AMS-Landesgeschäftsführer Anton Költringer war um Deeskalation der Causa bemüht. Bei dieser vorläufigen Einstellung des Notstandshilfe-Bezuges habe es sich nur um einen technischen Vorgang gehandelt, sagte er im Gespräch mit der APA. Bei dem heutigen Termin sollten die Hintergründe geklärt werden, warum die Frau den Job nicht angetreten habe. Bei einer stimmigen Begründung werde der Bezug auch freigegeben. Wenn keine Berücksichtigungsgründe vorliegen würden, gebe es als nächsten Schritt eine Anhörung vom Regionalbeirat, der sich aus Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter zusammensetze. Der ausgestellte Bescheid könne dann von den Betroffenen noch bekämpft werden. (APA, 16.7.2013)