Zwei begabte, intellektuell verspielte Querköpfe, einst Nachwuchshoffnungen der (steirischen, vielleicht aber auch Bundes-)ÖVP, jetzt schein-abgeklärte Kommentatoren: Gerhard Hirschmann und Herbert Paierl sprechen (im "Format") ein vernichtendes Urteil über die politische Szene Österreichs aus: Das Spitzenpersonal "bemüht" (über Spindelegger), "wir sind halt in Österreich" (über Faymann), die neuen Herausforderer (Stronach und Neos) ambitioniert, aber nicht realitätstauglich, der Wähler leider deppert, weil er keine unangenehmen Reformen will.

Hirschmann: "Sie wollen eine zusammenfassende Beschreibung des Zustandes des Landes? Bitte schön: Wir sind alt, fett und pleite. Aber das will keiner hören."

Paierl: "Es wird so getan, als wären wir super. Aber in Wahrheit ist ganz Europa im Eck. Was Spindelegger hingegen mit seiner 'Entfesselung' angedeutet hat - genau das wäre es. Aber es bleibt wohl leider bei der Ansage, das ist ja auch eine Frage der Partner."

Da reden zwei um die sechzig, die ihre politische Zukunft hinter sich haben. Keppeln aus der Loge? Ja, auch, aber ein Kern Wahrheit steckt drin. Die Realität ist wohl: Das österreichische System verträgt keine unangepassten Freigeister, aber die sind auch oft zu selbstverliebt und undiszipliniert.

Es bräuchte freie Köpfe, die auch das simple Polit-Handwerk draufhaben. Wo sind die? (Hans Rauscher, DER STANDARD, 16.7.2013)