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UV-Strahlen wärmen die Welt, in einer Überdosis sind sie gefährlich. Im Bild: eine Sonnenfinsternis.

Foto: Reuters/Dimitar Dilkoff

Nicht einmal unter einem Sonnenschirm ist die Haut sicher, wenn in der Nähe helle Flächen wie etwa Sand, Hausmauern oder Wasserflächen sind. Diese reflektieren die UV-Strahlen nämlich, die somit indirekt auf der Haut auftreffen. Sonnenschutz sollte deshalb sogar im vermeintlichen Schatten Pflicht sein. Alle, die die Warnungen über die Jahre ignorieren, riskieren Hautkrebs.

"Da hab ich etwas im Gesicht, das verheilt nicht mehr", hört Markus Dawid, Leiter der Hautambulanz am Krankenhaus SMZ Süd, dann recht oft und weiß, dass Patienten so Basaliome beschreiben, viele empfinden diese Art des hellen Hautkrebses auch als eingewachsenes Haar oder Pickel.

Keine Bagatelle

Auch raue Hautschuppen, die nicht mehr verschwinden, sieht Dawid regelmäßig und diagnostiziert zunehmend häufig aktinische Keratose als direkte Folge von zu viel UV-Licht. Über die Jahre hat die Sonne zu einer Entartung der Zellen geführt.

Lange galten beide Formen von hellem Hautkrebs als Alterserscheinungen. Sie metastasieren nicht, doch unbehandelt können beide Formen mehr oder weniger schnell auf andere Gewebearten übergreifen. Tiefe und Ausdehnung der Erkrankung bestimmen den medizinischen Marschplan. "Punktuell wirken Vereisung mit flüssigem Stickstoff, Zerstörung mit elektrischem Strom und Laser", sagt Hautärztin Beatrix Volc-Platzer vom Sozialmedizinischen Zentrum Ost in Wien. Leichte Formen aktinischer Keratose werden mit Fruchtsäure und speziellen Cremen behandelt, die die Differenzierung der Hautzellen stoppen sollen. Mit Imiquimod haben Dermatologen einen potenten Wirkstoff, der das Immunsystem ankurbelt, damit es die krebsigen Hautzellen besser bekämpfen kann.

In vielen Fällen ist allerdings eine chirurgische Entfernung unumgänglich. Dermatologen betäuben und vereisen geschädigtes Areal und nehmen dann eine Biopsie. Im Labor wird dann festgestellt, ob es sich tatsächlich um krebsförmige Entartungen handelt und ob die befallene Haut weiträumig genug entfernt worden ist. Nicht selten muss "nachgeschnitten werden" wie es im Fachjargon heißt.

Kaltes Rotlicht

Eine Alternative zur Operation und generell für alle Vorstufen des weißen Hautkrebses geeignet ist die photodynamische Therapie (PDT). Dabei wird ein photoaktiver Wirkstoff in Form einer Creme auf betroffene Hautstellen aufgetragen. Die erkrankten Hautzellen reichern sich damit an und werden unter der anschließenden Bestrahlung mit kaltem Rotlicht komplett zerstört. "Diese Methode ist schnell und effizient, konstatiert Paul Wolf, Dermatologe an der Med-Uni Graz. Für Sonja Radakovic, Hautärztin an der Med-Uni Wien, ist es "ein revolutionäres Konzept zur etablierten Therapie, das sich bei aktinischen Keratosen und oberflächlichen Formen von Basaliomen bestens bewährt hat."

Die wenigsten Hautkliniken, geschweige denn Hautärzte bieten diese Art der Therapieform jedoch an. "Ich muss Patienten, die erwiesenermaßen von der PDT profitieren, etwa jene mit aktinischen Keratosen oder den vergleichsweise oberflächlichen Rumpfhautbasaliomen an entsprechende Kliniken überweisen", sagt Dawid. Dort werden dann die Hautkrusten entfernt, anschließend wird die Creme aufgetragen und mit einem Verband abgedeckt. Nach drei Stunden Einwirkzeit wird die betroffene Hautpartie zehn bis 20 Minuten lang bestrahlt. "Patienten spüren es als Brennen, wobei die Intensität unterschiedlich empfunden wird", so Volc-Platzer. Danach bilden sich Blasen, dann Krusten, die innerhalb einer Woche abheilen.

An der Med-Uni Wien ist Dermatologe Adrian Tanew für PDT verantwortlich. Er verweist auf die Beobachtung, dass Hauttumoren nach PDT narbenlos abheilen, was an den exponierten Stellen im Gesicht vorteilhaft wäre.

Die ewige Kostenfrage

Allein: In Österreich ist diese Art der Strahlentherapie im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern nicht die Therapie erster Wahl bei der Behandlung der weißen Hauttumore. Das heißt: Die Behandlungskosten werden von den österreichischen Krankenkassen nicht übernommen. Nur wenn andere Behandlungsformen versagen, ist die PDT eine Option. Bleibt, sich die Behandlung selbst zu finanzieren. In 70 bis 80 Prozent ist sie erfolgreich. (Karin Pollack, DER STANDARD, 15.7.2013)