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Polizeieinsatz im Norden von Belfast in der Nacht auf Sonntag.

Foto: AP Photo/Peter Morrison

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Loyalistische Protestanten demonstrieren im Norden von Belfast nachdem ein katholisches Viertel der Stadt nicht für den Oraniermarsch am 12. Juli freigegeben wurde.

Foto: REUTERS/Cathal McNaughton

Belfast - Im Zusammenhang mit den traditionellen Oraniermärschen hat es in Nordirland am Wochenende schwere Zusammenstöße zwischen militanten Protestanten und der Polizei gegeben. In der Hauptstadt Belfast bewarfen zum Teil mit britischen Fahnen vermummte Jugendliche Polizisten mit Brandbomben, Flaschen und Steinen. Die Polizei setzte Gummigeschoße und Wasserwerfer ein.

In der Nacht auf Montag kam es bereits am dritten Tag in Folge zu Zusammenstößen. Ein Beamter sei verletzt worden. In der Nacht zum Sonntag seien sieben Polizisten verletzt worden. Schon in der Nacht zum Samstag war es in der Gegend zu Krawallen gekommen. Seit Freitag habe es etwa 35 Festnahmen gegeben. Die Anhänger des protestantischen Oranierordens protestierten gegen ein Verbot, durch ein vorwiegend katholisches Viertel zu marschieren.

32 Polizisten verletzt

Nach Angaben der Polizei wurden in der folgenschwersten ersten Nacht 32 Beamte verletzt. Mehrere von ihnen wurden von Wurfgeschoßen so schwer getroffen, dass sie das Bewusstsein verloren. Der langjährige nordirische Vertreter im Londoner Parlament, Nigel Dodds, wurde von einem Ziegelstein am Kopf getroffen und bewusstlos ins Krankenhaus eingeliefert. Am Samstag konnte er die Klinik wieder verlassen. Der Vize-Vorsitzende der konservativen probritschen Democratic Unionist Party (DUP) von Regierungschef Peter Robinson hatte vergeblich versucht, die Randalierer an der Straßensperre zu beruhigen.

Traditionelle Oraniermärsche

In der britischen Region Nordirland bekämpfen einander seit Jahrzehnten radikale Protestanten, die weiter zu Großbritannien gehören wollen, und katholische Republikaner, die Nordirland als Teil der Republik Irland sehen wollen. In der traditionellen Parade am 12. Juli erinnert der Oranierorden an den Sieg von Wilhelm von Oranien über den zum Katholizismus übergetretenen und 1688 vertriebenen König Jakob II. in der Schlacht am Fluss von Boyne 1690.

Bei den Umzügen kommt es immer wieder zu Ausschreitungen zwischen den probritischen Protestanten und für die Loslösung von London eintretenden Katholiken. Der 1795 gegründete Oranierorden ist die größte protestantische Bruderschaft in Nordirland. Die aus Anlass der Oranienmärsche nach Nordirland entsandten 600 Polizisten erhielten nach den gewalttätigen Auseinandersetzungen am Samstag Verstärkung durch 400 weitere Beamte.

Der nordirische Polizeichef Matt Baggott nannte die Vorfälle "schändlich und beschämend". Er äußerte scharfe Kritik an den Anführern des Oranierordens, die zu Protesten gegen die Entscheidung aufgerufen hatten, den Marsch durch das katholisch-republikanische Ardoyne-Viertel zu verhindern. Erst hätten sie Tausende zu Protesten versammelt, doch dann hätten sie "keinen Plan und keine Kontrolle" gehabt. Dafür sei nicht der Ausdruck "verantwortungsvoll" zutreffend, sondern eher "rücksichtslos", sagte Baggott. (APA, 13.7.2013)