Consulter müsste man sein. Sie verdienen sich an der Sanierung kranker Konzerne goldene Nasen. Gehen die Unternehmen trotz ausgefeilter Konzepte der Berater dann doch den Bach runter, was oft der Fall ist, nimmt ihnen dies nicht die Millionen. Dass nicht jede Rettung in letzter Minute gelingen kann, ist klar. Im Zuge der Insolvenz von Handelsriesen wie Praktiker gehören neben der Rolle der Consulter aber auch die Erfolgsbilanzen so manch prominenter und hochbezahlter Sanierer hinterfragt. Man kann sich des Eindruckes nicht erwehren, dass sie vor allem auf schnelles Geld aus sind. Vermögensverwalter versprachen bei Praktiker noch das Gelbe vom Ei, als die Gruppe schon auf den Abgrund zusteuerte. Anleger fallen um ihr Geld um, der Staat springt für Gehälter der Mitarbeiter ein, und Sanierer versuchen ihr Glück anderswo.

Praktiker ist ein Opfer schwerer und jahrelanger Managementfehler. Auf Teufel komm raus hat die Baumarktbranche in Osteuropa expandiert und sich kräfteraubende Wettläufe geliefert. Dann brach die Kaufkraft ein, und riesige Verkaufsflächen blieben. In Deutschland stolperte Praktiker über die Politik der Dumpingpreise. Rabatte sind eben wie eine Droge, bei der die Dosis laufend erhöht werden muss. Der schwache Markt hat den Fall noch beschleunigt.

Unternehmen sanieren zu wollen ist mutig und ehrenwert. Geht es um tausende Arbeitsplätze, sollte man notleidende Betriebe aber nicht nur Abenteurern überlassen. (Verena Kainrath, DER STANDARD, 12.7.2013)