Christian Fiala ist Gynäkologe und Begründer des privaten Ambulatoriums "Gynmed" in Wien.

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Wien - Die erneute Affäre rund um Komplikationen nach Schwangerschaftsabbrüchen in der Ordination einer Wiener Allgemeinmedizinerin wirft ein Schlaglicht auf einen Teil der Gynäkologie, der in Österreich - wohl auch aus politischen, weltanschaulichen und religiösen Gründen - wenig transparent ist. Genaue Zahlen über die vorgenommenen Abtreibungen gibt es nicht. Es handelt sich um privat zu zahlende Leistungen der Medizin von Spitälern, privaten Ambulatorien oder niedergelassenen Ärzten und Ärztinnen.

Hinweis auf Prävention

"Ich habe einmal eine Schätzung versucht und bin auf rund 30.000 Schwangerschaftsabbrüche im Jahr in Österreich gekommen. Das sind deutlich mehr als zum Beispiel in Deutschland und in der Schweiz. Die Rate der Schwangerschaftsabbrüche ist ein Hinweis auf das Funktionieren der Prävention. Dort, wo die Verhütung nicht gut funktioniert, werden viele Frauen ungewollt schwanger", sagte Christian Fiala, Gynäkologe und Begründer des privaten Ambulatoriums "Gynmed" in Wien (Zweigstelle auch in Salzburg). Schwangerschaftsabbruch selbst dürfe nicht risikobehaftet sein: "Der Schwangerschaftsabbruch, ob nun chirurgisch oder medikamentös, ist eine der sichersten medizinischen Behandlungen. Aber man muss sie State of the Art durchführen." Dazu gehöre auch Fortbildung etc.

Elke Graf, Geschäftsführerin des Wiener Ambulatoriums "pro:woman", äußerte sich ganz ähnlich: "In Europa geht man von Abbruchsraten pro 1.000 Frauen im gebärfähigen Alter (14 bis 45 Jahre, Anm.) zwischen 14 und 45 Fällen aus. In Russland sind es sogar 45 pro 1.000 Frauen und Jahr. Geht man in Österreich von einem Durchschnitt von zwölf pro 1.000 Frauen aus, wären das etwa 20.000 Schwangerschaftsabbrüche."

Gut erreichbares Angebot gefordert

Durchgeführt werden die Eingriffe in Krankenhäusern - hier gibt es aber aus weltanschaulichen Gründen von Spitalserhaltern, Abteilungsvorständen und Ärzten/Ärztinnen ein in Österreich durchaus unterschiedliches Angebot -, in den zwei privaten Ambulatorien in Wien und auch bei niedergelassenen Ärzten/Ärztinnen. Deshalb existieren auch keine statistischen Zahlen über die Fälle in Österreich - im Gegensatz zum Beispiel zu Deutschland. Bessere Sexualaufklärung, leichter Zugang zur Kontrazeption und ebenso ein gut erreichbares Angebot auch von Möglichkeiten zu einem Schwangerschaftsabbruch wurden in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten immer wieder gefordert.

Kosten ab 280 Euro

Laut Elke Graf verlangen die Wiener Städtischen Spitäler (KAV) für einen Schwangerschaftsabbruch 280 Euro. Die Wiener Ärztin, welche wieder einmal Diskussionen ausgelöst hat, biete einen Abbruch für 300 Euro an. Im Ambulatorium "pro:woman" verrechne man bis zu 630 Euro. Fiala: "Bei uns kostet ein Schwangerschaftsabbruch 490 Euro." Unter diesem Niveau könne man keine medizinische Qualität bieten. Der Arzt meint aber auch, dass die Wiener Ärztekammer entschiedener reagieren sollte: "Ich sehe schon die Ärztekammer am Zug, sie sollte ihre Selbstverwaltung auch ausüben." (APA, 11.7.2013)