Zwei Turbos, Zylinderabschaltung und unter zehn Liter je 100 Kilometer Normverbrauch: Um auch mit Hochleistungsgerät in sozial verträgliche Regionen vorzustoßen, tut Audi einiges. Erste Ausfahrt im RS7

Neckarsulm. Da kommen Erinnerungen hoch. In zweiter Linie an NSU. In erster Linie an einen Studentenjob, vor vielen, vielen Jahren, als im dortigen Audi-Werk noch die letzten Porsches (944) vom Band liefen. An einem Imbissstand im Werksgelände bestellte ein Kumpel eine Topfengolatsche (Bild), das schwer schwäbelnde Mädel hinter der Budel traute sich nicht, Dialekt und Bestellung, beides sichtlich ungewohnt, zu hinterfragen – und zog einen Sixpack Bier heraus: Hopfen- statt Topfentasche. Was haben wir gelacht ...

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Porsches also wurden gebaut in Neckarsulm - deren Sportlichkeit jener Audi, um den es hier geht und der hier gefertigt wird, dramatisch übertrifft. Auch, wenn das gar kein deklarierter Sportwagen ist. RS7. Der Schöne wird ein Biest, oder so. Ein alltagstaugliches Designerstück für allerlei vermögende Leistungsgesellschafter dieser Welt. Für Otto Normalverdiener genauso unerreichbar wie der 944 für den Studenten damals.

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Jetzt aber, zur Sache, Schätzchen. Wollen wir die Angelegenheit objektivieren. Audi zelebrierte die Präsentation seines jüngsten Hochleistungsgeräts in und um Neckarsulm. RS7 Sportback. Dessen Maschine, die auch im RS6 Avant Dienst versieht, saugt nicht mehr, sie turbt . Gleich doppelt. Ergibt schlanke 560 PS.

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Downsizing mit Hochaufladung ist längst auch ein Thema bei Hochpotenztriebwerken. Dieser V8 hat "nur" vier Liter Hubraum, aber zwei Turbolader, und er ist eine Urgewalt. Eine, die sich auch akustisch kundtut. Gibt man dem RS7 die Sporen, klingt das, als hätten die Soundtüftler Walter Röhrl wörtlich genommen: röhrend.

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In diesem Betriebsbereich ist der Wagen klarerweise das, was als "pöser Pursche" (Monty Python, "Leben des Brian") in die Filmzitatengeschichte eingegangen ist. Er säuft. Bewegt man ihn hingegen so, wie er aussieht - kultiviert -, geht's auch vergleichsweise brav.

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Um in sozial verträgliche Regionen vorzustoßen, haben die Ingenieure der in Neckarsulm ansässigen quattro GmbH, die für die RS-Modelle verantwortlich zeichnen, tief in ihre Hochtechnikkiste gegriffen. Vor allem wäre die Zylinderabschaltung zu nennen, wo bei geringer bis mittlerer Last und Drehzahl die Zylinder 2, 3, 5 und 8 vorübergehend stillgelegt werden. Ruckfrei, völlig unmerklich

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Unterm Strich ergibt sich so im Normtest ein Durchschnittsverbrauch von 9,8 Liter auf 100 Kilometer (bei der Vorgängermaschine waren es 14,0 l/100 km), im realen Leben wird man sich vermutlich in etwa bei einem Wert wie seinerzeit beim VW Käfer einpendeln oder beim Porsche 944, allerdings wesentlich sauberer auf der Abgasseite.

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Damit ist jetzt endgültig der Moment gekommen, wo wir nach der Pressekonferenz ins Auto steigen, den Startknopf drücken, blubberblubberröhr, und losfahren.

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Draußen, auf freier Autobahn, wagen wir einmal denBeschleunigungstest, pedal to the metal, wie der Bayer sagt.

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Und was weiß­ ich, aber spontan kommt dem Tester jene wunderbare Szene von "Asterix und Kleopatra" in den Sinn, wo ein Legionär in hohem Bogen von der Front (= Asterix, Obelix) direkt auf dem Katapult landet, dessen artilleristische Ladung soeben Richtung Front abgeschossen wird - inklusive besagten Legionärs. Kommentar der nachblickenden Katapulteure: "Er ist gegangen, wie er gekommen ist."

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Was war das Thema? Katapultstart. Den wird der Wagen, dessen Fahrwerk der Leistung voll gerecht wird, auch verkaufsseitig hinlegen. Unzeitgemäß? Nimmt man die Nachfrage als Kriterium (heuer wird ein globaler Absatz von 15.000 RS-Modellen erwartet!), dann sicher nicht.

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Erkenn­bare Schwäche hat der RS7 Sportback nur eine, und die ist subjektiv: Der patscherte Popsch wird auch mit RS nicht ansehnlicher. Nicht wesentlich. Und dass mir jetzt ja niemand Golatschn sagt! (Andreas Stockinger, DER STANDARD, 12.7.2013)

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Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.

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