Gemütlich sollen sie sein, die Möbel von Mocca. Das verlangen die Mocca-Macher Stefan Bartel und Erich Gaffal von ihren Stücken um jeden Preis. Der bewegt sich übrigens zwischen 220 und 3300 Euro, je nach Möbel. Nun drängt sich diese Eigenschaft auf den ersten Blick nicht wirklich auf, aber wer beschränkt sich bei der Möblierung seiner Heimstatt schon auf einen ersten Blick? Und überhaupt: Möbel sind ja nicht nur zum Anschauen da.

So sehr die 15 Stück Möbel der Kollektion der beiden Linzer Reduziertheit ausstrahlen, so sehr fürchtet man sich bei bei Mocca vor einer Gleichsetzung dieses Begriffs mit Langeweile. Die Objekte sollen spannend sein, nicht austauschbar mit Stücken aus unzähligen Möbelkollektionen am überschwappenden Möbelmarkt. Und schon beim zweiten, genaueren Blick macht sich eben diese Spannung bemerkbar. Auch beeinflusst von der Lehre des Adolf Loos, der die übermäßige Verwendung von Verzierungen verdammte, die in seinen Worten gar zum Verfall der Zivilisation führen werde, suchen Bartel und Gaffal die Spannung in der Einfachheit. Optische Anreize verstecken sie, gut auf den zweiten Blick sichtbar, im Detail.

Egal, ob es sich um den geflügelten Schliff des Wandbords Wing, die gebogenen Beschläge des Schranks Loft oder die formvollendeten T-Profile der Tischkonstruktion Freeway handelt, dessen Bauweise man übrigens von der Spantentechnik im Bootsbau abschaute - der gute Hund liegt im Detail. Die Idee zur Form der Bank Klee schoss den beiden gar beim Zusammenquetschen einer Tube Mayonnaise. Der sich herauswindende, sternförmige Querschnitt ist der formale Grundgedanke von Klee.

Stefan Bartel, der an der Kunst-Universität Linz visuelle Gestaltung lernte und zu viel Mocca gar nicht gut verträgt, spricht von einem "starken Charakter" ihrer Entwürfe. Ginge es nach ihm, würden sie zu einem Skulpturengarten wachsen, der Wärme ausstrahlt, zum Verweilen einlädt. Den skulpturalen Touch verstärkt die Eigenschaft der Mocca-Möbel, auch völlig frei stehen zu können. Kein formal benachteiligtes Hinterteil macht den bis ins Letzte ausgetüftelten Stücken das Recht auf Eigenständigkeit streitig. Fast im Sinne des Biedermeier mutet Bartels Idee an, Wohnungen mit kleinen skulpturalen Inseln zu bestücken.

Apropos Konzept: Neben ihrer Tätigkeit als Designer bieten die beiden in ihrem Büro auch umfangreiche Dienste als Innenarchitekten an. "Möbel sollen", so Bartel, "erfahren werden", und fast sentimental wird der gelernte Tischler Erich Gaffal, wenn er meint, dass "Menschen Sehnsucht danach haben, Beziehungen zu pflegen, auch zu Dingen im privaten Umfeld. Das heißt, lange Zeit mit einem Möbel zu leben, es zu reparieren, wenn es Schaden erleidet, es in Würde altern zu sehen."

Bartel (38) und Gaffal (37) gestalten gemeinsam, so lange, bis es passt. Da wird diskutiert, entworfen, gegenseitig präsentiert - und das kann dauern. Drei Jahre lang im Falle der Kollektion Mocca. Gestritten wird nie, und wenn etwas fertig ist, dann spüren sie das, wie sie meinen. Ihr Konzept liegt in der Kommunikation. Auch Ressourcen schonende Produktion ist ihnen sehr wichtig. Geschont werden vor allem Leder und Holz, MDF ist ihnen ein willkommenes Material. Metallmöbel wollen sie keine produzieren, Kunststoff findet sich auch keiner. Das sei eine Frage der Gemütlichkeit, und diese wird eben ganz groß geschrieben.

Und doch ziehen sich auch im Möbeldesign Gegensätze an, denn Erich Gaffal steht ganz besonders auf die Arbeit von Ken Adam, der das große Vergnügen hatte, zahlreiche sehr ungemütliche Bösewicht-Burgen für James Bond Filme zu gestalten. Und im Falle hundsgemeiner Falltüren über Haifischbecken hat sich's dann doch wirklich mit der Gemütlichkeit.
(Der Standard/rondo/Michael Hausenblas/25/07/2003)
Infos: Tel. 07229/74279 oder mocca.biz