Fan-Choreographie im Stade Velodrome

Foto:Marseille
Wien - Mit Olympique Marseille hat die Wiener Austria am Freitag bei der Auslosung der dritten Qualifikationsrunde zur Champions-League einen früheren Meistercup-Sieger gezogen. Besonders gefürchtet sind Spiele im berüchtigten, 60.000 Fans fassenden Stade Velodrom von Marseille (WM-Stadion 1998), denn "OM" ist nicht umsonst der mit Abstand populärste Verein aus dem Weltmeister-Land 1998. Aussichtslos ist das Unterfangen für den österreichischen Triple-Gewinner aber nicht, denn der letzte der insgesamt acht Meistertitel von Olympique liegt immerhin bereits elf Jahre (1992) zurück.

Der Glanz der frühen 90er

Überhaupt sind die glorreichen Zeiten des südfranzösischen Traditionsklubs die frühen 90er-Jahre, als "OM" 1991 (Final-Niederlage gegen Roter Stern Belgrad) und 1993 (Sieg gegen AC Milan) im Endspiel um den wichtigsten Pokal im europäischen Klubfußball stand. Damals war Marseille in Europa eine der größten Nummern und in Frankreich u.a. dank der Tormaschine Jean-Pierre Papin sowieso das Maß aller Dinge. Das Klubmotto "Droit au But" ("Das Recht zum Toreschießen") wurde in die Tat umgesetzt, zwischen 1989 und 1992 hieß der Meister vier Mal in Folge Marseille.

Der Erfolgsrun war untrennbar mit dem Namen von Vereinspräsident Bernard Tapie (Amtszeit 1986 bis 1994) verbunden, genauso allerdings auch der zwischenzeitliche "Untergang". 1993 schoss sich der Klub wie gewohnt zum Titel, es folgte jedoch der große Knall - dem früheren "adidas"-Besitzer und schwerreichen Tapie wurde nachgewiesen, dass er ein Spiel gegen Valenciennes gekauft hatte. Olympique wurde der Titel aberkannt, im Weltcup gegen Sao Paulo durfte man gar nicht mehr antreten und ein Jahr später wurde der Klub sogar in die zweite Liga verbannt. Tapie wanderte dafür 1997 ins Gefängnis, danach wurde der mächtige "OM"-Boss noch einmal wegen Steuerhinterziehung verurteilt.

Wogen haben sich geglättet

Mittlerweile haben sich die Wogen längst geglättet, bei Marseille sind seriöse Männer am Werk. Klub-Präsident ist nach wie Robert Louis-Dreyfus, der neue "starke Mann" ist seit April 2002 der ehemalige Journalist Christophe Bouchet. Mit der früher vermissten Ruhe hat Marseille unter Coach Alain Perrin den Sprung in die Top-Drei der Liga geschafft, die Euphorie in der Stadt ist wieder ungebrochen.

Was für ein Kaliber die Franzosen aber nach wie vor sind, zeigt alleine die Tatsache, dass sich Marseille im erlesenen Kreise der G14, dem Zusammenschluss der europäischen Großvereine, befindet. Bekanntschaft mit dem "Giganten" hat bereits Austrias neuer Primgeiger Ivica Vastic gemacht. Im Herbst 1999 traf der Offensivspieler mit seinem Ex-Klub Sturm Graz in der Gruppenphase auf die Franzosen, in Marseille gab es damals beim 0:2 nichts zu holen, im Schwarzenegger-Stadion gewannen die Steirer dann aber 3:2. Viele Gesichter wird "Ivo" aber nicht mehr erkennen, denn von damals sind mit Reina und Perez nur noch zwei Mann dabei.

Dritter der französischen Meisterschaft

In der abgelaufenen Meisterschaft belegte Marseille mit 65 Punkten hinter Lyon (68) und Monaco (67) Rang drei. Die echte "Torgarantie" war dabei nicht zu sehen, in 38 Spielen traf Marseille lediglich 41 Mal ins gegnerische Tor. Das Hinspiel wird die Austria am 13. August um 20:30 Uhr im Ernst-Happel-Stadion bestreiten. (APA)