Die bekannte US-Autorin verwendet zwar teilweise Ibsen-Originaltext, hat aber das Stück nicht nur verknappt, sondern ihm auch eine neue Struktur gegeben: "Sie verwendet nicht die Entwicklungs- oder Enthüllungsdramaturgie Ibsens, sondern beginnt mit Plädoyers der beiden Eheleute." Der Arzt Wangel und seine Gattin Ellida (eben die "Frau vom Meer") finden, wie im Original, keine Basis, auf der ein glückliches Zusammenleben möglich ist. Doch nun haben die Partner "einen sehr hohen Bewusstseinsgrad. Es hat schon sehr viele Aussprachen gegeben."
"Im Prinzip geht es um Integration"
Therapien, Medikamente oder Psychoanalyse bieten dem "recht normalen Paar" moderne Mittel für eine Auseinandersetzung, die Gintersdorfer für hoch aktuell ansieht: "Im Prinzip geht es um Integration. Die Konstellation, dass Menschen aus unterschiedlichen Traditionen und Kulturen kommen, wird immer häufiger. Damit müssen sich sehr viele Paare herumschlagen."
Diese Aussage gilt nicht zuletzt auch für die 1967 im peruanischen Lima als Tochter österreichischer Auswanderer geborene Regisseurin: "In unserer Familie ist es ganz extrem. Wir haben lauter Mischehen, und ich selbst bin mit einem Afrikaner verheiratet."
Werdegang
Gintersdorfer, die ihre Kindheit in Argentinien verbrachte, absolvierte Schul- und Universitätsausbildung in Deutschland. Nachdem sie als Regieassistentin am Schauspielhaus Hamburg begonnen hatte, legte sie dort im Jahr 2000 mit Albert Ostermaiers "Radio Noir" ihre erste Inszenierung vor. Seither gilt sie als großes Regietalent und absolvierte rasch eine Reihe von viel beachteten Arbeiten: "Ich hatte sofort viele Angebote. Es war wohl auch das Glück, zu richtiger Zeit am richtigen Ort zu sein. Das erste Jahr war mühelos und überraschend. Danach fing es an, schwieriger zu werden. Die Produktionen wachsen, die Vorbereitungsphasen werden knapper."