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Team Neuseeland auf dem Weg zum zweiten Sieg in der Bucht von San Francisco. Sehr spannend war es nicht. Schon wieder fehlte der Gegner.

Foto: EPA/MABANGLO

San Francisco - Anno 1851, als der Schoner America des New York Yacht Clubs eine Regatta vor der Isle of Wright überlegen vor 15 britischen Schiffen gewann, soll Queen Victoria gefragt haben, wer Zweiter geworden war. "Majestät, es gibt keinen Zweiten", lautete die legendäre Antwort.

Hintergrund der Regatta war die erste Weltausstellung, die Great Exhibition, wo 94 Länder zeigten, was sie produziert hatten. Und die Engländer luden die Amerikaner zur Segelwettfahrt ein. Die America, ein 93 Fuß langer Zweimaster, ist schuld, dass der Bewerb auf den Namen America's Cup hört. Die Siegesserie der US-Schiffe ging schon nach 132 Jahren zu Ende. Daran waren die Australier schuld, die 1983 den Wanderpokal gewannen.

"Eine beeindruckende Leistung. Die Crew war im Schatten der Golden Gate Bridge noch schneller als bei ihrem ersten Sieg", teilte das Team Neuseeland im Juli 2013 mit. Ihr 72-Fuß-Katamaran flitzte in der Bucht von San Francisco mit bis zu 80 km/h über den 16-Meilen-Kurs, erreichte das Ziel, womit der Sieg amtlich war. Und die Neuseeländer können ja nichts dafür, dass sich ihnen in diesen beiden Rennen kein Gegner stellte. Die Wettfahrten zählen zum Vuitton Cup, in dem ermittelt wird, wer ab 7. September gegen den titelverteidigenden US-Katamaran Oracle im Match um den America's Cup antreten darf.

Der traditionsreiche Wettbewerb verkommt zur Farce. Erst boykottierte das italienische Team Luna Rossa den Cup wegen einer umstrittenen Regel. Und dann trat die schwedische Artemis-Mannschaft nicht an. Die Skandinavier haben nach der Havarie im Mai, bei der der britische Olympiasieger Andrew Simpson ums Leben kam, noch kein rennfertiges Boot.

Der Neuseeländer Russell Coutts, streitbarer Chef an Bord der Oracle, nannte die streikenden Italiener "verwöhnte reiche Kinder im Prada-Gewand. Sie benehmen sich wie ein Haufen Babys. Mein siebenjähriger Sohn würde sich so nicht verhalten."

Als Reaktion auf Simpsons Tod hatte die Rennleitung die Vorschriften verschärft und unter anderem ein verändertes Ruder zugelassen. Die Italiener - und auch die Neuseeländer - sehen darin aber keine Verbesserung der Sicherheit, sondern einen Vorteil für Oracle. Eine Jury will "zeitnah" über den Protest entscheiden, bis dahin segelt Luna Rossa nicht. Das nächste Rennen ist für Donnerstag geplant. Treppenwitz: Sollte die Jury dem Einspruch stattgeben, steigen möglicherweise die Schweden aus. "Wenn sie bekommen, was sie wollen, wird Artemis ausgeschlossen", sagt Teamchef Paul Cayard, sein Team könnte die Yacht nicht erneut umbauen. (bez, sid, DER STANDARD, 11.7.2013)