Der Mann, der Ägypten vor dem wirtschaftlichen Kollaps retten soll, wird im Herbst 77 Jahre alt. Hazem al-Beblawi ist als Ökonom so angesehen, dass nach seiner Ernennung sogar die marode ägyptische Währung etwas anzog - wobei mithilft, dass Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate, die sich von Ägypten wegen seiner Muslimbrüderführung abgewandt hatten, nun wieder ihre Börsen öffnen.

Beblawi, ein bekannter Kritiker des alten Systems und Vertreter einer freien Marktwirtschaft, gründete gemeinsam mit anderen nach der Revolution die Sozialdemokratische Partei Ägyptens. Ab Juli 2011 diente er als Vizepremier für Wirtschaft und Finanzminister in der Regierung des Obersten Militärrats, der die Macht von Hosni Mubarak übernommen hatte. Nach dem Massaker von Maspero - im Oktober 2011 töteten Sicherheitskräfte 28 meist koptische Demonstranten - verkündete er seinen Rücktritt, blieb aber dann doch noch bis Dezember im Amt.

Wieder ist es ein Militärputsch, der ihn in die Regierung befördert, diesmal an deren Spitze. Allerdings war er nicht die erste Wahl, vor ihm fielen drei Anwärter auf den Premierposten - unter anderem Friedensnobelpreisträger Mohamed ElBaradei - bei den Salafisten durch.

Eine der wichtigsten Aufgaben für Beblawi wird sein, die Verhandlungen mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) wiederaufzunehmen - gegen den Widerstand von manchen Islamisten und Linken. Beblawi war an den Verhandlungen 2011, die dann abgebrochen wurden, beteiligt und kennt viele internationale Akteure aus seiner langen Karriere: Zuletzt war er Berater des Arab Monetary Fund in Abu Dhabi und davor, von 1995 bis 2000, Chef der UN Economic and Social Commission for Western Asia (ESCWA) und in dieser Position einer der stellvertretenden Generalsekretäre der Uno.

Beblawi, der in Kairo Jus und danach in Grenoble und an der Sorbonne Wirtschaftswissenschaften studiert hatte, begann seine Karriere als Universitätslehrer an Hochschulen in Ägypten, Frankreich, Kuwait und an der Southern University of California, bevor er 1980 in die Wirtschaftsabteilung der Industrial Bank of Kuwait wechselte. Von 1983 bis 1995 war er Chef der ägyptischen staatlichen Export Development Bank gewesen. Er ist Autor mehrerer Wirtschaftsbücher und regelmäßiger Kolumnist in der Tageszeitung Al-Ahram. (Gudrun Harrer, DER STANDARD, 11.7.2013)