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Die erste Göttinnenkonferenz findet im September am Dachstein statt. Mit Tanz, ohne Alkohol, Zigaretten und Drogen.

Foto: APA/dpa/Marcus Führer

Graz - "Wenn wer in den frühen 1970ern Yoga gemacht hat, war der deppert", formuliert es der Esoterikbeauftragte des Landes Steiermark Roman Schweidlenka etwas überspitzt, "jetzt ist man nicht mehr ganz ernst zu nehmen, wenn man nicht Schamane oder Yogi ist". Esoterik habe, so Schweidlenka, der am Mittwoch mit dem Jugendlandesrat Michael Schickhofer (SPÖ) den Eso-Jahresbericht mit aktuellen Trends präsentierte, "die Gesellschaft bis in die letzten Täler erreicht".

Sektoide Gruppen und fragwürdige Ideologien

Dass die Gesellschaft toleranter wurde, sei natürlich gut, und "man kann natürlich Qigong machen und überzeugter Demokrat sein", räumt Schweidlenka ein. Doch neben der "harmlosen Esoterik light", gebe es auf dem unüberschaubaren Eso-Markt auch sektoide Gruppen und spirituelle Systeme, "die durch radikale Ideologien gefährlich werden".

Einen Neustart gab es in jüngster Zeit in der Steiermark für die "Neue Germanische Medizin" des umstrittenen Wunderheilers Ryke Hamer, der laut Schweidlenka eine antisemitische Ideologie verfolge und behaupte, "Arier" würden durch Chemotherapien verfolgt werden. Anhänger Hamers etablierten ein Haus im steirischen Kirchbach als Plattform.

Warnung vor "Identitären"

Weiters tauchten auf dem Radar Schweidlenkas im letzten Jahr die EU-feindliche mit Rechtsextremen verlinkte Gruppe Human Way und deren Radio Okitalk auf.

Nicht unterschätzen dürfe man vor allem die "Identitären", zu denen man eine eigene Studie vorlegte. In Österreich sorgte die Gruppe für Aufsehen, als sie einen Tag lang die Votivkirche parallel zu den Flüchtlingen besetzte. Die Gruppe, die in Wien und Graz Zulauf hat, gibt sich als moderater "intellektueller" Flügel der Rechten und distanziert sich von Neonazis. Ihr stehen aber bekannte Rechtsradikale nahe. Historisch wurzelt sie in der 1968 in Frankreich entstandenen Nouvelle Droite, die sich damals als Gegenbewegung zur Neuen Linken sah.

"Göttinnen"-Konferenz am Dachstein

Die gefährliche Ideologie der Identitären wird mit einem harmlosen Webauftritt und "Schmäh, der Jugendliche anspricht", getarnt, warnt Schweidlenka.

Eine neuere spirituelle Gruppe sind die "Göttinnen", die im September ihre erste Konferenz am Fuße des Dachsteins abhalten. Frauen, die auf ihrer Homepage aussehen, als seien sie unterwegs zu einem Faschingsgschnas. Das Wochenende mit "Ritualboot, Göttinnenfest und Buffet" kostet 298 Euro. Schweidlenka: "Bei der Konferenz sollen Göttinnen zum Tanz erscheinen." 2014 konferiert man in Wien.

Scientology in der Krise

Schweidlenka warnt auch vor christlichen Fundamentalisten, die mittelalterliche Weltanschauungen vertreten, meinen, alle anderen seien "des Teufels" oder das Schlagen von Kindern als Erziehungsmittel propagieren. In der Krise sieht Schweidlenka Scientology, allerdings "haben die eine gut gefüllte Kriegskasse".

Auch der neue Termin für den Weltuntergang steht: "2034 soll Jesus wieder erscheinen", sagt Historiker Schweidlenka, "unklar ist noch, ob mit oder ohne Ufo". (Colette M. Schmidt, DER STANDARD, 11.7.2013)