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Atomkraftwerk Fukushima im diesjährigen Juni: Spuren des Bebens und anschließenden Tsunamis sind weiter unübersehbar.

Foto: Reuters/Pool

Japans Atomaufsichtsbehörde mahnt bessere Schutzvorkehrungen im havarierten Atomkraftwerk Fukushima ein. Die Betreibergesellschaft Tepco solle die Errichtung einer geplanten Sicherheitsmauer schneller vorantreiben, forderte sie am Mittwoch. Auf diese Art solle der Abfluss radioaktiv verseuchten Grundwassers ins Meer abgestellt werden, berichtete die Agentur Bloomberg. Bisher ist die Fertigstellung der Mauer erst im März 2015 geplant.

Widersprüchliche Aussagen von Tepco

"Es scheint sehr wahrscheinlich, dass hochbelastetes Wasser in den Boden ausgetreten ist und ins Meer fließt", schrieben die Aufseher in einem Bericht. Tepco hat in den vergangenen Monaten widersprüchliche Angaben zur möglichen Umweltbelastung durch Radioaktivität in Fukushima gemacht.

Vor einiger Zeit meldete die Betreibergesellschaft allerdings, dass im Grundwasser rund um das betroffene Atomkraftwerk Cäsium 137 in einer Konzentration gefunden worden ist, die 244-fach über dem als sicher eingestuften Wert lag.

48 von 50 Kernkraftwerken abgeschaltet

Derzeit sind 48 von 50 Kernkraftwerken in Japan aus Sicherheitsgründen abgeschaltet. Die seit Dezember 2012 regierende Liberaldemokratische Partei (LDP) hat sich jedoch für eine schnelle Wiederinbetriebnahme als "sicher" eingestufter Reaktoren ausgesprochen. Seit Montag können sich Energiekonzerne bei der Atomaufsicht um Wiederaufnahme des Betriebs ihrer stillgelegten Kraftwerke bewerben. Vier Versorger haben bereits das Hochfahren von zehn Reaktoren verlangt.

Diskussionen um Krebstod

Für Diskussionen sorgt indes die Meldung vom Tod Masao Yo­shidas. Der ehemalige Leiter des Atomkraftwerks in Fukushima war nach dem Kraftwerksunfall im März 2011 zum Nationalhelden aufgestiegen. Zusammen mit einigen Dutzend Mitarbeitern hatte er sich im Atomkraftwerk verschanzt und versucht, die Situation unter Kontrolle zu bringen. Damit verhinderte er eine noch größere Katastrophe und dürfte unzähligen Menschen das Leben gerettet haben.

Er selbst jedoch verkraftete die Strahlendosis, der er ausgesetzt war, offenbar nicht: Im Alter von 58 Jahren starb er nun an Speiseröhrenkrebs.

Eine Woche atomfrei

Trotzdem haben japanischen Medienberichten zufolge vier Reaktoren Aussicht auf eine schnelle Wiederzulassung. Bis zu einem endgültigen Urteil durch die Behörde dürfte es jedoch mehrere Monate dauern. Andere Atommeiler werden wohl noch länger stillstehen. Bei diesen besteht zum Teil die Sorge, dass sie auf aktiven Erdspalten stehen, was auf eine erhöhte Erdbebengefahr hinweist.

Die beiden derzeit in Betrieb befindlichen Reaktoren müssen im September für reguläre Sicherheitschecks heruntergefahren werden. Dann könnte Japan zumindest einige Wochen lang wieder völlig atomfrei sein. (Birga Teske, DER STANDARD, 11.7.2013)