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Es gibt viele wissenschaftliche Berichte, die zu dem Schluss kommen, dass Ingwer bei Seekrankheit nützt. Es gibt aber genauso viele Untersuchungen, in denen kein Effekt festgestellt werden konnte, so der Notfallmediziner Claus-Martin Muth von der Universitätsklinik Ulm.

Foto: apa/Karl-Josef Hildenbrand

Ulm - Wer unter See- oder Reisekrankheit leidet, fühlt sich im wahrsten Sinnen des Wortes speiübel. Indem das Gehirn auf "Alarmmodus" schaltet, kann es etwa auf dem Schiff, im Auto oder im Flugzeug nicht mehr orten, wo oben, unten, links oder rechts ist. Mediziner nennen das "Kinetosen" - also Krankheiten, die durch Bewegung entstehen. Dagegen soll Ingwer helfen, wenn mindestens 500 Milligramm und höchstens ein Gramm der asiatischen Wurzel eingenommen werden. Handelt es sich dabei nur um einen Mythos?

"Die Datenlage ist uneinheitlich. Es gibt viele wissenschaftliche Berichte, die sagen, dass Ingwer bei Seekrankheit nützt. Aber es gibt genauso viele, die keinen Effekt feststellen", sagt der Notfallmediziner Claus-Martin Muth von der Universitätsklinik Ulm.

Placeboeffekt nachgewiesen

Der Grund für Schweißausbrüche, Übelkeit bis hin zur Depression ist laut Muth ein Sinneskonflikt: "Normalerweise stimmen die dem Gehirn zur Verfügung stehenden Informationen miteinander überein." Das ändere sich aber dramatisch, wenn man sich zum Beispiel im Innern eines Schiffes bei Seegang befinde. Bis auf die Augen melden dann alle Rezeptoren Bewegung. Über den Sehsinn wird aber keine Bewegung geortet, weil man sich ja in einem Raum befindet.

Auch die Psyche scheint bei einer Kinetose eine große Rolle zu spielen: In einer Studie linderte bei 45 Prozent einer Experimentalgruppe ein Placebo die Symptome. Wem also Ingwer oder auch hoch dosiertes Vitamin C hilft, dann "ist's gut. Man kann keine abschließende Stellung dazu abgeben, ob es Quatsch ist oder nicht", so der Notfallmediziner. (APA/red, derStandard.at, 10.7.2013)