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Grafik: APA

Wien/Washington - Die angeschlagenen Euroländer mögen den Zerfall der Währungsunion abgewendet haben. Doch von einem Ende der Rezession ist wenig zu sehen - im Gegenteil. Der Chefökonom des Währungsfonds, Olivier Blanchard, hat am Dienstag in Washington ein Update zu dem im April erschienenen IWF-Konjunkturausblick präsentiert. Das Papier trägt bezeichnenderweise den Namen "Growing Pains"; Blanchards Prognosen sind tatsächlich düster.

So hat der IWF den Wachstumsausblick für die Euroländer nach unten revidiert: Die Wirtschaftsleistung im Währungsraum wird 2013 um 0,6 Prozent schrumpfen, noch im April war man von minus 0,4 Prozent ausgegangen. Für 2014 wurden die Zahlen ebenfalls nach unten korrigiert.

Österreich-Update erst im Herbst

Während Österreich in dem traditionell kurzen Update nicht behandelt wird, senkte der IWF seine Prognose für die beiden wichtigsten heimischen Handelspartner deutlich. So soll das deutsche Bruttoinlandprodukt (BIP) 2013 nur um 0,3 Prozent wachsen, noch im April wurden plus 0,6 Prozent vorausgesagt. Als Grund für die Korrektur nannte Blanchard einen erwarteten Rückgang der deutschen Exporte in die Euroländer. In Italien wird die Rezession heuer deutlich stärker ausfallen als gedacht, die Wirtschaft dürfte um 1,8 Prozent schrumpfen. Nach 2012 hält der Abwärtstrend in Italien damit das zweite Jahr in Folge an. Die Arbeitslosigkeit in dem südeuropäischen Land liegt bei 12,2 Prozent, vor Krisenausbruch 2007 war die Quote halb so hoch.

Von spanischen oder griechischen Dimensionen ist das noch weit entfernt, in beiden Ländern liegt die Arbeitslosenrate jenseits der 25-Prozent-Marke. Doch Experten der Internationale Arbeitsorganisation (ILO) warnten nach Veröffentlichung der IWF-Zahlen, dass sich die Misere am italienischen Arbeitsmarkt verschärfen wird. "Um einen Anstieg der Arbeitslosigkeit zu verhindern, brauchte Italien ein Wachstum von 1,5 Prozent pro Jahr. Davon sind sie weiter weg als zuvor", meint Raymond Torres von der ILO im Standard-Gespräch.

Nicht nur für Italien, auch für Spanien gab es eine Hiobsbotschaft: Anstatt eines Wachstums von 0,7 Prozent geht der IWF von einer Stagnation der viertgrößten Volkswirtschaft Europas 2014 aus. Grund dafür sind die verschärften Sparmaßnahmen der Regierung. Neben den Euroländern wurden die Prognosen für Brasilien, Russland, Indien und China revidiert. Während in China der Inlandskonsum schwächelt, bekommt Russland vor allem zu spüren, dass der Ölpreis derzeit deutlich unter den Werten der Jahre 2011 und 2012 liegt.

Nicht der IWF, aber Ökonomen vom Athener Institut IOBE gaben unterdessen bekannt, dass sie für Griechenland heuer einen BIP-Rückgang von fünf Prozent erwarten (statt 4,6 Prozent). Am Montag hatten die Euroländer grundsätzlich grünes Licht für die Auszahlung der nächsten Hilfstranche an Athen gegeben. (szi, DER STANDARD, 10.7.2013)