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Die Suche nach Vermissten in Lac-Megantic geht weiter.

Foto: AP/Remiorz

Bei der verheerenden Explosion eines entgleisten Tankzugs in Kanada sind nach neuen Angaben mindestens 13 Menschen ums Leben gekommen. Zuvor war von fünf Todesopfern und 40 Vermissten die Rede gewesen. Mittlerweile gehen die Behörden von rund 50 Toten und Vermissten aus, sagte ein Polizeisprecher am Montag in der Kleinstadt Lac-Megantic in Quebec.

Der mit Rohöl beladene Zug war in der Nacht auf Samstag führerlos durch Lac-Megantic gerast und entgleist, woraufhin mehrere Kesselwagen explodierten. Durch das Flammeninferno wurde das Zentrum der 6.000-Einwohner-Stadt völlig zerstört.

Die Suche der Rettungskräfte konzentrierte sich nunmehr vor allem auf die beliebte Bar "Musi-Cafe" im Stadtzentrum des rund 250 Kilometer östlich von Montreal gelegenen Lac-Mégantic. Dort sollen zum Zeitpunkt des Unglücks zahlreiche Menschen fröhlich getrunken und getanzt haben - und von vielen von ihnen fehlt nun jede Spur. "Ich habe eine Freundin, die vor der Bar geraucht hat, als es passiert ist, und sie ist gerade noch davon gekommen", sagte die 27-jährige Anne-Julie Huot dem TV-Sender CBC. "Wir können uns also ausmalen, was mit den Menschen in der Bar passiert ist. Es ist wie ein Albtraum, das Schlimmste, was ich mir vorstellen kann."

Umweltschäden befürchtet

Die Behörden befürchten nun außerdem Umweltschäden in Folge des Zugunglücks. Bisher seien rund 100.000 Liter Rohöl aus den Tankwaggons in die Chaudiere, einen Nebenfluss des großen Sankt-Lorenz-Stroms geflossen, sagte der Sprecher des Umweltministeriums in Quebec, Yves François Blanchet, der Nachrichtenagentur AFP. Der Ölteppich drohe in Kürze den Sankt-Lorenz-Strom zu erreichen. "Alle Ressourcen" würden eingesetzt, um dies so gut wie möglich zu verhindern, sagte der Ministeriumssprecher.

Ursache noch unklar

Das gesamte Ausmaß der Schäden und die Ursache der Katastrophe blieben zunächst weiter unklar. Mindestens 30 Gebäude wurden zerstört, darunter ein Supermarkt und die Bibliothek. Rund 2.000 Menschen mussten vorübergehend ihre Häuser verlassen. Bis zu 1.500 davon können Behördenangaben zufolge möglicherweise am Dienstag zurückkehren. Mehrere Waggons brannten bis in den nächsten Tag hinein. Rund 160 Feuerwehrmänner kämpften gegen die Flammen. Der kanadische Premierminister Stephen Harper verglich die Unglücksstelle mit einem "Kriegsgebiet" und versprach umfassende Untersuchungen.

Bahngesellschaft weist Verantwortung von sich

Die Bahngesellschaft wies die Verantwortung für das Unglück zurück. Der Zug war in der Nacht vor dem Unglück in Nantes, etwa zwölf Kilometer von Lac-Megantic, geparkt gewesen, meldete der Sender CBC. Zeugen hätten Rauch und Flammen gesehen und die Feuerwehr gerufen.

Der Chef von Rail World Inc, Muttergesellschaft der betroffenen Bahngesellschaft Montreal, Maine & Atlantic Railway, sagte, die Feuerwehrleute könnten dabei unwissentlich die Druckluftbremsen der Lokomotive deaktiviert haben. Dies wies die Feuerwehr zurück. Mitarbeiter der Bahngesellschaft seien anwesend gewesen. "Sie sagten uns, das Feuer sei gelöscht, alles sei stabil und wir könnten nun wieder fahren", sagte der Feuerwehrchef von Nantes, Patrick Lambert.

Die Züge der Bahngesellschaft Montreal, Maine & Atlantic Railway, zu der auch der Unglückszug gehörte, waren Medienberichten zufolge schon häufiger in Unfälle verwickelt. Seit 2010 habe es acht Entgleisungen und vier Kollisionen gegeben, berichtete der TV-Sender CTV. (APA/red, derStandard.at, 9.7.2013)