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Laut Snowden saugt das britische Überwachungsprogramm Tempora sämtliche Datenströme auf, die über Großbritannien laufen.

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Im Jahr 2010 kam es zu Störungen in iranischen Urananreicherungsanlagen. Die Ursache dafür war, wie sich später herausstellte, ein Computerwurm mit dem Namen "Stuxnet". Dieser war speziell auf die in den Anlagen eingesetzten Steuersysteme von Siemens zugeschnitten und nutzte Windows-Schwachstellen sowie gestohlene Signaturen, um sich einzunisten.

Stuxnet: Snowden beschuldigt Israel und NSA

Der Iran gab mit Verzögerung "begrenzte" Schäden zu, die Stuxnet verursacht hatte. Schnell wurde die Vermutung laut, dass die USA den Wurm gezielt in Umlauf gebracht hatten. Der Urheber konnte aber bis heute nicht zweifelsfrei ermittelt werden.

Nun äußerte sich NSA-Whistleblower Edward Snowden in einem vom  "Spiegel" veröffentlichen Interview dazu. "Die NSA und Israel haben Stuxnet zusammen geschrieben", sagt der Prism-Enthüller. Alleine im Iran sollen laut offiziellen Angaben 30.000 Rechner infiziert gewesen sein, Stuxnet wurde auch auf einer Reihe weiterer Anlagen – darunter in China – entdeckt. Snowdens Aussagen bergen damit das Potenzial, weiterer politischer Spannungen für die USA.

"Tempora" als erstes "Full take"-Programm

Snowden sprach auch über andere Überwachungsmaßnahmen. Das vom britischen Geheimdienst GCHQ betriebene "Tempora"-Programm ist seinen Aussagen zufolge der erste umgesetzte "Full take"-Ansatz.

Im Klartext: Jeglicher Datenverkehr, der durch Großbritannien verläuft – unabhängig von potenziellem Inhalt und ungeachtet der Rechte der Internetnutzer – wird gespeichert. Im Moment sollen die Kapazitäten reichen, um den Datenstrom vollständig für drei Tage zu cachen. Die einzige Möglichkeit, dieser Speicherung zu entgehen, ist es laut Snowden, den eigenen Datenverkehr tunlichst nicht über Großbritannien abzuwickeln.

Kaum Grenzen für die NSA

In den USA hat die NSA nach Snowdens Auskunft unbegrenzte Überwachungsmöglichkeiten – sowohl technisch als auch hinsichtlich anderer Ressourcen. Außerhalb hängt es davon ab, wie gut man an die Daten in den jeweiligen Ländern herankommt. Daten, die man als wertvoller betrachtet, erhalten eine höhere Priorität. In Utah entsteht aktuell ein neues Datenzentrum zur Speicherung weiterer Daten.

Speicherungen im Volltext werden von der NSA nach einigen Tagen offenbar entfernt, außer ein Analyst markiert eine bestimmte Konversation als wichtig – dann erfolgt die Hinterlegung permanent. Metadaten, die zeigen, wer wann mit wem kommuniziert, möchte die NSA generell dauerhaft speichern. Ziel einer Spezialmarkierung durch einen Analysten wird man, so Snowden, oft (aber nicht nur) aufgrund von E-Mails oder des eigenen Facebook-Profils. (red, derStandard.at, 08.07.2013)