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"Selbsterkenntnis ist die Erkenntnis einer Person über das eigene Selbst."

Foto: APA/EPA/Feichter

Zell am Ziller - Den Hang zum großen Auftritt hat Marko Arnautovic noch immer. In weißem T-Shirt, weißen Bermuda-Shorts und dicken weißen Turnschuhen mit goldenen Riemen kletterte Bremens Skandalstürmer aus dem grün-weißen Mannschaftsbus und betrat als letzter Werder-Profi österreichischen Boden. Doch nach dem ersten Training seit seiner Begnadigung wurde Arnautovic plötzlich ganz klein. Mit gesenktem Kopf trat der extrovertierte Angreifer vor die Kameras, entschuldigte sich für seine nächtliche Spritztour und gelobte Besserung. Arnautovic weiß: Es ist seine letzte Chance.

"Die Sache ist geklärt und vom Tisch. Ich bin froh, wieder dabei zu sein und will durchstarten. Es wäre dumm, wenn man nicht daraus lernen würde. Es war ein großer Fehler, und das wissen wir auch", sagte der spürbar geläuterte österreichische Nationalspieler im Werder-Trainingslager in Zell am Ziller.

Zurück nach Canossa

Arnautovic und sein Teamkollege Eljero Elia waren am 26. April gegen 3.00 Uhr morgens einer Polizeistreife aufgefallen. Grund war eine deutliche Geschwindigkeitsüberschreitung. Beide Profis wurden daraufhin vom damaligen Werder-Trainer Thomas Schaaf und Sportdirektor Thomas Eichin bis zum Saisonende suspendiert.

Erst Bremens neuer Coach Robin Dutt begnadigte die beiden Sorgenkinder. Elia kehrte beim Trainingsauftakt Ende Juni ins Team zurück, am Sonntag folgte Arnautovic, der nach Länderspieleinsätzen noch Urlaub machen durfte. "Es ist ein schönes Gefühl, wieder bei der Mannschaft zu sein. Ich war vier, fünf Wochen nicht dabei, das hat weh getan", sagte Arnautovic.

Offene Arme

Dutt und das Team empfingen ihr Enfant terrible zum Start des Trainingslagers im Zillertal mit offenen Armen. "Bei mir gibt es keine Vorgeschichte, ich begegne Elia und Arnautovic wie allen anderen", sagte Dutt nach dem Vormittagstraining am Montag: "Dass der eine oder andere im Verein etwas genauer hinsieht, ist ja klar."

Nationalspieler Aaron Hunt bekräftigte, "die Mannschaft ist bereit, die beiden wieder aufzunehmen. Für mich ist es eine normale Geschichte", sagte der Offensivspieler dem kicker: "Ich habe aus meinen Fehlern gelernt. Und ich hoffe, dass Marko jetzt auch damit anfängt."

"Ich liebe sie, und sie lieben mich"

Und auch Arnautovic ließ in den ersten Einheiten keinen Zweifel daran aufkommen, froh über seine Rückkehr zu sein. Mit den Teamkollegen sei "alles super. Ich liebe sie, und sie lieben mich", sagte das tätowierte Kraftpaket und stellte abschließend klar: "Ich habe mit dem Trainer und dem Sportdirektor gesprochen. Es ist alles geklärt."

Dies sieht auch Eichin so, der an der Suspendierung im Endspurt des Abstiegskampfs nicht ganz unbeteiligt war. "Ich habe mit Marko telefoniert, damit er von mir das Signal bekommt, dass die Sache abgehakt ist. Es ist wichtig für ihn, dass er weiß, dass es bei null losgeht", sagte der Sportchef. Von einer Bewährungszeit sprach er zwar nicht, doch Arnautovic müsse sich genauso wie alle anderen an die Regeln halten. Dann bekäme er auch die gleichen Freiräume.

Ab sofort soll sich der Instinktfußballer wieder voll auf den Sport konzentrieren. Nach drei durchwachsenen Jahren an der Weser (14 Tore in 70 Spielen) will Arnautovic mit großen Auftritten überzeugen - endlich auch auf dem Fußballplatz. (sid/red, derStandard.at, 8.7.2013)