Innsbruck - Die Grabenkämpfe bei der zum ersten Mal bei der Landtagswahl angetretenen Liste Vorwärts Tirol sind eskaliert und haben zu ersten Konsequenzen an der Parteispitze geführt. Der Parteichef und Landtagsabgeordnete Hans Lindenberger ist von seiner Funktion zurückgetreten und hat sich zusammen mit den drei weiteren Vorwärts-Landtagsabgeordneten aus dem Parteivorstand zurückgezogen, wie am Montag bei einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz in Innsbruck bekanntgegeben wurde. 

Druck "der beiden Damen"

Das Pressegespräch nützten Lindenberger und seine Mitstreiter zu einer Abrechnung mit ihren innerparteilichen Widersachern, den Listengründerinnen Ex-VP-Landesrätin Anna Hosp und Innsbrucks Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer (Für Innsbruck). Anhand einer Fülle von dokumentierten Schriftsätzen und Unterlagen wollten sie den "unerhörten Druck" aus der Ecke der "beiden Damen" belegen, der in letzter Zeit das "Maß der Unerträglichkeit" erreicht habe.

Wahkampfrechnung über 700.000 Euro

So sei man etwa unmittelbar, nachdem die Versuche Hosps und Oppitz-Plörers gescheitert waren, einen der "vorwärts"-Landtagsabgeordneten zum Mandatsverzicht für Hosp zu bewegen, mit einer Wahlkampf-Rechnung eines Innsbrucker Unternehmers in der Höhe von rund 700.000 Euro konfrontiert worden. Der Unternehmer, angeblich ein Vertrauter Hosps und Oppitz-Plörers, sei bis zum heutigen Tag nicht in der Lage gewesen, die Richtigkeit seiner Forderung durch Unterlagen zu belegen, erklärte Lindenberger: "Niemand hat das in Auftrag gegeben". Inzwischen brachte der Unternehmer, der Werbemittel für die Partei zur Verfügung stellte, bereits Klage gegen "vorwärts Tirol" ein. "Wir können alles klar belegen. Ich stelle mich vor jeden Richter hin und sage so war's", sagte Lindenberger. Parteimitglieder wollen die vier Landtagsabgeordneten einstweilen bleiben. Man wolle nicht davonlaufen, auch wegen der vielen Mitglieder, die im Wahlkampf für die Partei gelaufen waren, hieß es.

Moral und Verantwortung

Zudem habe laut dem "vorwärts Tirol"-Klubobmann ein "überfallsartiger Putsch" stattgefunden. Die Gegenseite habe nämlich "nicht statutenkonform" zu einer Generalversammlung der Partei für den 19. Juli geladen. Bei dieser würden dann lediglich ein "erlesener Kreis" von 14 Mitgliedern über die Zukunft der Partei entscheiden, kritisierte Lindenberger die nach seiner Meinung seit der Landtagswahl aus den "Hinterzimmern intrigierenden" Oppitz-Plörer und Hosp. Eine vom Lindenberger-Lager für den 11. Juli angesetzte Generalversammlung wurde inzwischen abgesagt.

"Ich frage Anna und Christine: 'Wie könnt ihr das moralisch und politisch verantworten, was ihr da angestellt habt", erklärte ein sichtlich erboster Lindenberger. Die Landtagsabgeordnete Andrea Krumschnabel sprach vom "wahren Wesen" der beiden Damen, das sie leider erst nach der Landtagswahl kennengelernt habe. Scharf attackiert wurde auch der inzwischen entlassene Geschäftsführer der Partei, der Klubobmann der Oppitz Plörer-Liste im Innsbrucker Gemeinderat, Lucas Krackl. Gegen diesen habe man inzwischen Anzeige bei der Staatsanwaltschaft erstattet. Die Buchhaltung sei "im Argen" gelegen, Krackl habe das "Haus mit leeren Computern" und gelöschten Mails verlassen, so Lindenberger. (APA, 8.7.2013)