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Mursi-Anhänger protestieren gegen den Militärputsch.

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Am Montag wurden in Kairo Dutzende Anhänger der Muslimbrüder getötet.

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Das Gebiet rund um die Kaserne ist abgeriegelt.

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Dutzende wurden verletzt und zur Behandlung in Spitäler gebracht.

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In Kairo und Alexandria kam es erneut zu Massendemonstrationen von Mursi-Anhängern und -Gegnern.

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Die Armee errichtete am Montagmorgen umfangreiche Straßensperren im Zentrum Kairos.

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Am Sonntag blieb die Lage in Kairo weitgehend ruhig.

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Kairo - Nach Tagen vergleichsweiser Ruhe eskaliert die Lage in Ägypten. Bei Gefechten vor dem Hauptquartier der Republikanischen Garde starben am Montag nach Angaben aus Sicherheits- und Medizinerkreisen mindestens 51 Menschen, 435 wurden verletzt. Die salafistische Nour-Partei kündigten daraufhin an, sich mit sofortiger Wirkung aus den Verhandlungen über die politische Zukunft des Landes zurückzuziehen.

Übergangspräsident Adli Mansur hat eine Untersuchung der tödlichen Zusammenstöße angeordnet. Er habe eine Kommission eingesetzt, die die "Zwischenfälle" untersuchen solle, berichtete das Staatsfernsehen.

Nach Militärangaben kam es zu den Zusammenstößen, als Angreifer versuchten, den Offiziersclub der Republikanischen Garde zu stürmen. Zuvor hatte es in Kairo Gerüchte gegeben, dass sich der vom Militär gestürzte Präsident Mohammed Mursi dort aufhalten könnte. Ein Offizier wurde laut Armeeangaben dabei getötet, 40 Soldaten wurden verletzt. Das Militär nahm nach eigenen Angaben etwa 200 Bewaffnete fest. Sie hätten unter anderem Schusswaffen und Brandsätze bei sich gehabt, hieß es in der Stellungnahme der Armee.

Muslimbrüder sprechen von Attacke

Die Muslimbruderschaft hingegen erklärte, dass ihre Unterstützer bei einer Protestveranstaltung während des Morgengebets angegriffen worden seien. Der Sprecher der Organisation, Gehad al-Haddad, schrieb auf Twitter, Polizei und Armee hätten versucht, einen Sitzstreik der Mursi-Anhänger mit Gewalt aufzulösen. Die islamistischen Muslimbrüder riefen die Ägypter zum Aufstand gegen die Militärmachthaber auf, die Mursi in der vergangenen Woche abgesetzt hatten. "Die Partei Freiheit und Gerechtigkeit ruft das große ägyptische Volk auf, sich gegen die zu erheben, die die Revolution mit Panzern und gepanzerten Fahrzeugen stehlen wollen und dabei auch über Leichen gehen", hieß es auf der Facebook-Seite der Bruderschaft.

Parteizentrale geschlossen

Die ägyptische Justiz ordnete zugleich am Montag die Schließung der Zentrale der Partei für Freiheit und Gerechtigkeit an. In dem Gebäude in Kairo seien Messer, brennbare Flüssigkeit und andere Waffen gefunden worden, die gegen Demonstranten eingesetzt werden sollten, erklärte ein Vertreter der Sicherheitskräfte am Montag. Die Partei für Freiheit und Gerechtigkeit ist der politische Arm der Muslimbruderschaft.

Salafisten wollen nicht mehr verhandeln

Die radikalislamischen Salafisten zogen sich als Reaktion auf die blutigen Zusammenstöße am Montag aus den Gesprächen zur Regierungsbildung zurück. Parteisprecher Nader al-Bakkar erklärte auf Twitter: "Wir haben als Reaktion auf das Massaker vor dem Club der Republikanischen Garde beschlossen, uns mit sofortiger Wirkung aus allen Verhandlungen zurückzuziehen." Die Salafisten hätten sich zur Teilnahme an den Beratungen bereiterklärt, um Blutvergießen zu verhindern. "Nun fließt das Blut in Strömen", fügte er hinzu.

Die ultrakonservative Partei hatte sich ursprünglich an der Suche nach einer neuen Führung beteiligt. Die Gespräche verliefen bisher jedoch erfolglos, weil sich die Salafisten laut Medienberichten gegen Favoriten wie den Friedensnobelpreisträger Mohammed ElBaradei und den Sozialdemokraten Siad Bahaa al-Din gestellt hatten und eine politisch neutrale Persönlichkeit verlangten.

ElBaradei verurteilt Gewalt

ElBaradei forderte eine unabhängige Untersuchung der tödlichen Zusammenstöße. "Gewalt erzeugt Gegengewalt und sollte scharf verurteilt werden", erklärte er auf Twitter. Ein friedlicher Übergang sei der einzige Weg für Ägypten.

Am Sonntagabend hatten in Kairo erneut zehntausende Anhänger wie auch Gegner Mursis demonstriert. Gegner der durch das Militär beendeten Herrschaft der Islamisten strömten in großer Zahl auf dem Tahrir-Platz im Zentrum Kairos zusammen. Die Militärführung hatte den Präsidenten nach tagelangen Massenprotesten am vergangenen Mittwoch nach nur einem Jahr im Amt abgesetzt. Kritiker werfen Mursi vor, Ägypten zu islamisieren, und machen ihn für die Wirtschaftsprobleme verantwortlich. Zum Übergangspräsidenten wurde der Chef des Verfassungsgerichts, Adli Mansur, ernannt. (APA/red, derStandard.at, 8.7.2013)