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Andy Murray triumphiert in Wimbledon

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"Eh kloa".

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Und alle mit dabei.

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London - Wimbledon hat endlich wieder einen britischen Tennis-König: Andy Murray hat ausgerechnet an einem 7.7. 77 Jahre nach Fred Perry die gesamte Insel in Freudentaumel versetzt und nach 3:09 Stunden den topgesetzten Serben Novak Djokovic mit 6:4, 7:5, 6:4 bezwungen. 15.000 Zuschauer auf dem Centre Court jubelten über den historischen Sieg des 26-jährigen Schotten.

Vorjahresfinalist Murray darf sich damit nicht nur über den zweiten Grand-Slam-Erfolg seiner Karriere nach seinem Premieren-Titel bei den US Open 2012 freuen. Es war nach dem Olympiasieg an der Church Road nun auch sein erster Major-Titel im Tennis-Mekka. Für den Sieg kassierte Murray nicht weniger als 1,87 Mio. Euro. Djokovic, der 2011 schon einmal das traditionsreichste Turnier der Welt gewonnen hat, erhält über 934.000 Euro.

Knapp bis zum Schluss

"Es fühlt sich ein wenig anders an als vor einem Jahr", meinte Murray staubtrocken, um dann doch zuzugeben: "Ich habe so gezittert, als ich die drei Matchbälle ausgelassen habe." Djokovic hatte im letzten Game vom enormen Druck, der auf den Schultern des Schotten lastete, noch ein wenig profitiert. Der nur sieben Tage jüngere Serbe fand sogar noch drei Breakbälle zum 5:5 im dritten Satz vor. Nicht auszudenken, wie sich dieses Spiel dann vielleicht noch entwickelt hätte.

"Ich habe durchgehalten. Das ist wirklich die Story meiner Karriere. Ich hatte viele harte Niederlagen, aber was ich sagen kann, ist, dass ich mich jedes Jahr ein bisschen gesteigert habe", blickte Murray später auf seinen Aufstieg zum Wimbledon-Champion zurück. Vor allem mit den Final-Niederlagen in Grand Slams der jüngeren Vergangenheit sei er wesentlich besser umgegangen. Mit der Erleichterung, den Briten endlich gegeben haben, was sie wollten, sprach Murray auch über die Erwartungshaltung der Öffentlichkeit. "Es ist wirklich hart. In den letzten vier, fünf Jahren war es wirklich sehr stressig und es war sehr viel Druck. Dieses Event ist nicht nur so groß, sondern eben auch, weil es so lange keine Brite gewonnen hat. Ich glaube, jetzt sollte es einfacher werden - ich hoffe es."

Doch Andy Murray ist ein hochverdienter Champion, der in dem hochklassigen Finale immer um einen Deut besser war. Nach Break und Rebreak zu Beginn reichte dann ein Break zum 4:3 im ersten Durchgang zur 1:0-Satzführung nach knapp einer Stunde. Doch Djokovic wäre nicht er selbst, würde er nicht durch großen Kampfgeist immer wieder zurückschlagen. Nach einem Break zum 3:1 und einer 4:1-Führung steuerte der Weltranglisten-Erste, der am Sonntag seinen siebenten Major-Titel verpasste, auf den Satzgleichstand zu. Doch Murray gelang es, dem diesjährigen Australian-Open-Sieger den Aufschlag zum 3:4 abzunehmen, und in der Folge ein weiteres Mal zum 6:5.

Auf und ab

Mit einer 2:0-Satzführung im Rücken gelang Murray rasch auch die 2:0-Führung im letztlich entscheidenden Durchgang. Aber Djokovic schaffte neuerlich zumindest kurzfristig die Wende und machte vier Games en suite. Als Murray aber wieder auf 4:4 ausglich und dann das Break zum 5:4 erzielte, waren die Weichen zum Sieg endgültig gestellt. Zwar wehrte Djokovic im dramatischen zehnten Game des dritten Sets in vor Spannung knisternder Atmosphäre noch drei Matchbälle ab, am Ende war es aber Murray, der die Arme in Siegerpose gen Himmel streckte.

"Gratuliere, Andy. Du hast ein tolles Match gespielt. Ich weiß, was es für dich und dieses Land bedeutet", meinte ein sportlich fairer Djokovic. "Ich weiß auch, welch enormem Druck du hier ausgesetzt warst." Jahrzehntelang hatten sich die britischen Tennis-Herren auf dem "heiligen Rasen" die Zähne ausgebissen. Einer davon war Tim Henman, der es u.a. vier Mal bis ins Semifinale geschafft hatte, dem der ganz große Wurf aber ebenso verwehrt blieb. Diesmal war es aber der in Dunblane geborene Schotte, der den Siegespokal als Nachfolger von Roger Federer küssen durfte. Sein Karriere-Preisgeld schraubte Murray damit auf beinahe schon 30 Millionen US-Dollar (23 Millionen Euro), im Ranking bleibt er aber vorerst hinter Djokovic die Nummer zwei.

Damit gab es bei den bisherigen Grand-Slam-Turnieren der Herren 2013 drei verschiedene Sieger: Nach Djokovic in Melbourne, Rafael Nadal bei den French Open nun eben Murray. Das vierte und letzte Grand-Slam-Turnier des Jahres geht ab 26. August in New York in Szene. Man darf gespannt sein, ob es ein viertes Siegergesicht gibt. Allerdings kann Murray nun, nach Olympia-Gold, US-Open-Titel und Wimbledon-Triumph befreit aufspielen. (APA, 7.7.2013)