Bild nicht mehr verfügbar.

Das Wrack der Boeing 777 nach den Löscharbeiten.

Foto: Reuters/JED JACOBSOHN

San Francisco/Washington - Es waren überaus lakonische Zeilen, die der Samsung-Manager David Eun nach der Katastrophe in die Welt twitterte. "Soeben in SFO bruchgelandet. Heck abgerissen. Fast allen scheint es gut zu gehen. Ich bin okay. Surreal."

Kurz zuvor war eine Boeing 777 der südkoreanischen Asiana Airlines auf der Landebahn des Flughafens San Francisco verunglückt, an Bord 291 Passagiere und 16 Besatzungsmitglieder. Zwei Mädchen im Teenageralter starben, 49 Menschen wurden schwer verletzt. 

Tote auf dem Rollfeld

Bei den Toten handelt es sich offenbar um zwei junge Chinesinnen, die im hinteren Teil der Maschine saßen. Wie die Feuerwehrchefin der kalifornischen Metropole mitteilte, fand man ihre Leichen auf dem Rollfeld. Ob die beiden herausgeschleudert wurden, als das Flugzeug mit Wucht auf den Beton prallte, oder aber panikartig hinaussprangen, war unklar.

Flug 214 war in Schanghai gestartet und hatte nach einer Zwischenlandung in Seoul Kurs auf Kalifornien genommen. Bei ruhigem Wetter hatte zunächst alles nach schönster Routine ausgesehen, als die Boeing über der Bucht von San Francisco zur Landung ansetzte. "Wir haben uns perfekt genähert", schildert Benjamin Levy, ein Vielflieger, der auf Platz 30K saß. "Aber dann waren wir nur noch fünf, vielleicht zehn Meter über dem Wasser - und noch kein Rollfeld in Sicht. Da habe ich begriffen, das ist viel zu niedrig."

Zu spät durchgestartet

Folgt man Levys Bericht, startete der Pilot noch einmal durch, aber zu spät. Das Flugzeug habe mit lautem Knall auf der Landebahn aufgesetzt, mit dem Heck zuerst."Danach ging es wieder nach oben, und dann sind wir noch einmal heftig aufgeprallt."

Außer Kontrolle geraten wie ein Auto bei Glatteis, schlitterte die Boeing über das Rollfeld, ehe sie mit aufgerissener Kabine im Gras liegen blieb. Ein Brand auf der rechten Seite zwang die Passagiere, das Wrack über Notrutschen auf der linken zu verlassen. Wie durch ein Wunder gelang allen die Flucht, bevor sich die Flammen ausbreiteten und einen verkohlten Torso hinterließen. "Wir haben Glück, dass es so viele Überlebende gibt", sagt Ed Lee, der Bürgermeister von San Francisco.

FBI schließt Anschlag aus

"Rettungspersonal überall, sie evakuieren die Verletzten. So habe ich mich seit dem 11. September nicht mehr gefühlt", schrieb Eun zu diesem Zeitpunkt auf Twitter. Der Gedanke an einen Terroranschlag drängt sich in den USA immer schnell auf, zumal es sich um bei der Triple Seven von Boeing um ein sehr zuverlässiges Fluggerät handelt. Doch laut FBI ließ vorläufig nichts auf ein Attentat schließen. Bis die genaue Unfallursache feststeht, werden vermutlich Wochen vergehen. (Frank Herrmann, DER STANDARD, 8.7.2013)