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Sabine Lisicki hat einen Hype ausgelöst.

Foto: EPA/Penny

Ein bisschen lustig ist es schon, dass Sabine Lisicki ausgerechnet im Tennis-Mekka Wimbledon ins sportliche Rampenlicht drängt. Schließlich haben Ärzte bei der 23­-jährigen Deutschen just eine Rasenallergie dia­gnostiziert. Diese dürfte sie aber ausgezeichnet in den Griff bekommen haben.

Lisicki ist die erste Deutsche seit Steffi Graf 1999, die im Endspiel des bedeutendsten Tennisturniers der Welt steht. Und sie soll am Samstag die erste Deutsche seit Steffi Graf 1996 werden, die in Wimbledon auch gewinnt. In ihrer Heimat hat Lisicki einen regelrechten Hype ausgelöst. "Bumm Bumm Bine" wird sie hier genannt, "Doris Becker" dort. Beide Spitznamen zielen natürlich nur auf die sportlichen Leistungen von Boris Becker ab, der 1985 als erster Deutscher und jüngster Spieler in Wimbledon triumphierte, zwei Titel nachlegte und später eine Besenkammer in London weltberühmt machte.

"Ich bin einfach glücklich, dass ich mein Hobby zum Beruf gemacht habe", sagt Lisicki. Dabei folgt ihre Karriere einem Masterplan, der von ihrem Vater Richard entwickelt wurde. Der Sportwissenschafter schrieb seine Doktorarbeit nicht zufällig zum Thema "Trainingsmethoden für die Entwicklung der Schlaggeschwindigkeit unter Beibehaltung der Schlagpräzision" – oder kürzer: Powertennis mit Präzision.

Richard Lisicki wanderte mit Ehefrau Elisabeth, einer Künstlerin, vor mehr als 30 Jahren aus Polen aus und kam als sogenannter Spätaussiedler nach Deutschland. Sabine Lisicki kam in Troisdorf, einer Stadt zwischen Köln und Bonn, zur Welt, als Siebenjährige stand sie erstmals auf einem Tennisplatz. Vater Richard, der nebenbei als Tennistrainer jobbte, übernahm die Betreuung seiner Tochter. 

Für Sabines Karriere zogen die Lisickis nach Berlin um, ab 2004 wurde in der Tennis-Eliteakademie von Nick Bollettieri in Florida an ihrer Technik und an ihrer Physis gefeilt.  "Geld steht an zweiter Stelle", sagte Richard 2009, da war die 19-jährige Tochter mit ihrem Vater schon drei Jahre auf der Tennistour unterwegs. "Aber so, wie wir das Ganze aufgezogen haben, wäre es toll, wenn Sabine mal viel verdienen würde." Diesen Wunsch dürfte Sabine weitgehend erfüllt haben. Seit dem Vorjahr ist Richard übrigens nicht mehr Trainervater, sondern nur noch Vater. Aber auch in dieser Funktion konnte er mit Tochter Sabine beim Jubeln auf dem Centre-Court überzeugen. (David Krutzler, DER STANDARD, 06./07. Juli 2013)